Cochlea-Implantate können Menschen mit Hörverminderung dabei helfen, akustische Reize wahrzunehmen. Anders als Hörgeräte, die meist nur die Lautstärke von Geräuschen verstärken, regen die elektronischen Prothesen direkt den Hörnerv an. Doch lassen sich mit diesen Implantaten auch „Zwischentöne“ in der Kommunikation registrieren? Denn bei der Wahrnehmung von gesprochenen Inhalten, etwa wenn man sich mit einem Menschen unterhält, geht es häufig nicht nur darum, was gesagt wird, sondern wie es gesagt wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena sind dieser Frage nachgegangen und haben nun im Rahmen einer umfangreichen Studie festgestellt, dass die Wahrnehmung von sogenannten stimmlichen Emotionen bei Trägerinnen und Trägern von Cochlea-Implantaten deutlich vermindert ist. Über ihre Forschungsergebnisse berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Ear and Hearing“.
Bild: Doktorandin Celina von Eiff befestigt Elektroden an einer Kappe, die der Proband Lucas Riedel während einer EEG-Studie mit Cochlea-Implantaten an der Universität Jena trägt.
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• Freiburger Forscher*innen entwickeln Sensorfunktion für Elektroden des Innenohr-Implantats
• Grundlage für verbesserte Überprüfung von Lebensdauer und Funktionalität des Implantats
Bildbeispiel eines Implantates mit Elektroden: Cochlear™ Nucleus® Profile Plus mit Slim Straight Elektrode, Cochlear Ltd.
Das Cochlea-Implantat (CI) ist die erfolgreichste Neuroprothese weltweit. Dank der direkten Stimulation des Hörnervs ermöglicht es mehr als einer halben Million Menschen weltweit das Hören, obwohl die Betroffenen ertaubt oder taub geboren sind. In enger Zusammenarbeit haben Forscher*innen der Medizinischen Fakultät und der Technischen Fakultät der Universität Freiburg eine Methode entwickelt, mit der die Stimulationselektroden gebräuchlicher CIs in elektrochemische Sensoren umgewandelt werden können.
Ein Mensch ohne Beeinträchtigungen verfügt über den Seh-, Tast-, Hör-, Geruchs- und Geschmackssinn. Der Hörsinn, einer der sogenannten Fernsinne, stellt einen elementaren Sinn des Menschen dar. Durch diesen Fernsinn können wir miteinander kommunizieren, uns Informationen beschaffen sowie in der Umwelt orientieren und fortbewegen. Ist einer dieser oben genannten Sinne beeinträchtigt oder fällt vollständig aus, ist zwar eine Kompensation in einem begrenzten Umfang durch die übrigen Sinne möglich, diese geht jedoch mit Anstrengungen und über die Zeit mit einer Dauerbelastung einher. Außerdem können solche Einschränkung der Betroffenen auf mobilitäts-, kommunikativer, informativer und auch emotionaler Ebene zur Isolation führen (Eitner, 2008).
So leitet Kathrin Schröder ihre Masterarbeit „Aspekte der Arbeitszufriedenheit schwerhöriger Menschen“ ein.
Bild: Kathrin Schröder, Foto: Fotostudio Schloen
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Gentherapie gegen Taubheit - Kooperationsprojekt erhält eine Million Euro von der Leibniz-Gemeinschaft
Eines von 500 Kindern wird mit einem Hörschaden geboren, in 50 bis 70 Prozent der Fälle ist ein Gendefekt die Ursache. Das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung, die Universitätsmedizin Göttingen und das Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin wollen in einem gemeinsamen Forschungsprojekt eine Gentherapie etablieren, mit der erblich bedingte Gehörlosigkeit behandelt werden kann. Die Methode soll an Weißbüschelaffen entwickelt und dann auf menschliche Patienten übertragen werden. Die Leibniz-Gemeinschaft hat jetzt die Förderung über rund eine Million Euro für das Projekt zugesagt.
Bild: Prof. Dr. Rüdiger Behr, Leiter der Plattform Degenerative Erkrankungen am Deutschen Primatenzentrum. Foto: Karin Tilch, Deutsches Primatenzentrum GmbH
Forscherinnen und Forscher der Universität zu Lübeck haben im Rahmen einer Studie herausfinden können, dass zwischen der Hörfähigkeit und der eigenen Persönlichkeit ein Zusammenhang besteht. Wie gut man mit dem eigenen Gehör und mit störenden Hintergrundgeräuschen zurechtkommt, hängt demnach damit zusammen, ob man ein eher sorgenvoller Mensch ist. Die Psychologinnen und Psychologen aus der Arbeitsgruppe Auditive Kognition konnten diese Forschungsergebnisse im Fachblatt “Royal Society Open Science” veröffentlichen. Schon lange ist bekannt,
Das Fraunhofer IDMT stellt Lösungen für die Analyse, Bewertung und Verbesserung von Sprachverständlichkeit vor.
Neue Audioanalyseverfahren des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie IDMT unterstützen Tonschaffende dabei, die Verständlichkeit von Sprache objektiv einzuschätzen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum optimalen Audio-Mix.
Bei Medienproduktionen oder im Broadcast-Bereich wird oftmals subjektiv entschieden, ob Sprachanteile für Zuhörende ausreichend gut verständlich sind. Jeder Mensch hat jedoch unterschiedliche Hörpräferenzen. Außerdem kann es sinnvoll sein, je nach Zielgruppe auf den demographischen Wandel und bestehende Höreinschränkungen Rücksicht zu nehmen.
Bild: Die Lösungen des Fraunhofer IDMT in Oldenburg zur Verbesserung der Sprachverständlichkeit basieren u.a. auf Algorithmen zur Quellentrennung, die Dialoge auch bei komplexer Hintergrundakustik isolieren und hervorheben. Anika Bödecker, Fraunhofer IDMT
Implantate können den Körper aktiv unterstützen: So etwa Herzschrittmacher, Neuroprothesen oder Cochlea-Implantate. Künftig sollen aktive Implantate kleiner, energiesparsamer und vor allem patientenschonender werden. Das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT arbeitet daher an der Miniaturisierung, der Energieversorgung von außen und an drahtlos vernetzten Implantaten.
Während Zahnimplantate »nur« den Zahn ersetzen und dem Körper wie ihr natürliches Vorbild mechanisch beim Zermahlen der Nahrung helfen, unterstützen andere Implantate den Körper aktiv – und werden daher »aktive Implantate« genannt.
Bild: Implantatelektronik mit integrierter Schnittstelle für die drahtlose Energie- und Datenübertragung mittels Ultraschall zur Versorgung tief liegender Implantate.
© Fraunhofer IBMT
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FAU-Wissenschaftler will den kleinen Bruder des Tinnitus – den Zwickerton – besser verstehen.
Ein Pfeifen, das nicht mehr überhört werden kann. Millionen Menschen werden täglich vom Tinnitus begleitet. Um die dahintersteckenden Mechanismen besser zu verstehen, forscht Dr. Achim Schilling von der HNO-Klinik an der FAU am Zwickerton, einem künstlich erzeugten kurzen Phantomgeräusch, ähnlich einem Tinnitus. Das mit 400.000 Euro geförderte DFG-Projekt läuft drei Jahre.
Uniklinikum Würzburg: Zentrum für genetische Innenohrstörungen eingerichtet
Als Teil des Comprehensive Hearing Centers des Uniklinikums Würzburg widmet sich jetzt ein neues Zentrum noch intensiver der Forschung, Diagnostik und Behandlung von genetisch bedingten Hörstörungen
Rund zwei Drittel aller Hörstörungen sind genetisch bedingt. „Vor diesem Hintergrund arbeitet unser Comprehensive Hearing Center schon seit mehr als einem Jahrzehnt intensiv mit dem Institut für Humangenetik der Universität Würzburg zusammen“, berichtet Prof. Dr. Dr. h. c. Rudolf Hagen.
Bild: Diese Zwillingsmädchen sind von einer angeborenen, beidseitigen Hörminderung betroffen. Mit einem neuen Zentrum will sich das Uniklinikum Würzburg in Zukunft noch stärker solchen genetischen Innenohrstörungen widmen. Foto: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg
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Brandenburg Labs und TU Ilmenau entwickeln Spezialkopfhörer zur Therapie von Tinnitus
Die Brandenburg Labs GmbH und die Technische Universität Ilmenau starten ein Forschungsprojekt, in dem sie einen Spezialkopfhörer zur Diagnostik und Therapie von Tinnitus entwickeln. Der Kopfhörer mit Raumklang soll künftig eine engere Verknüpfung von Tinnitus-Diagnose und -Therapie (Theranostik) ermöglichen und die Lebensqualität von Tinnitus-Betroffenen verbessern. Das zweijährige Verbundprojekt wird im Rahmen der Richtlinie des Freistaats Thüringen zur Förderung von Forschung, Technologie und Innovation als Teil der Reaktion der Europäischen Union auf die COVID-19-Pandemie (REACT-EU) finanziert.
Bild: Akustik-Forschung der TU Ilmenau an einem Kunstkopf - TU Ilmenau/Michael Reichel
„Das sogenannte Signal-Rausch-Verhältnis verschlechtert sich um bis zu drei Dezibel, was das Sprachverstehen in Gesprächssituationen mit etwa gleich lautem Hintergrundlärm bereits um bis zu 50 Prozent reduziert.
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Gesundheit und Gesundheitskompetenz von Menschen mit Beeinträchtigung
in Zeiten der Corona-Pandemie (COVID-HL-HeHLDiCo)
Einladung zu einer Online-Befragung
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Umfrage in schwerer Sprache unter: https://ww2.unipark.de/uc/HeHLDiCo/
Lautmalereien könnten die entscheidende Rolle bei der Entstehung der menschlichen Sprache gespielt haben. Darauf deuten die Ergebnisse einer weltweit durchgeführten Studie eines internationalen Forscherteams unter der Leitung von Expert:innen des Leibniz-Zentrums Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS), Berlin und der University of Birmingham hin.
Nicht nur Gesten, sondern auch Lautmalereien könnten ein wesentlicher Baustein für die Entstehung der menschlichen Sprache gewesen sein. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie mit knapp 1000 Teilnehmer:innen aus 28 Sprachen.
- Besser hören mit optischen Cochlea-Implantaten
- Aktuelle Studie weist Hörminderung als Risikofaktor für Demenz nach
- Internetnutzung von Menschen in der zweiten Lebenshälfte
- Die Last und Lust des Hörens sichtbar machen
- Klanglandschaften mit künstlicher Intelligenz entschlüsseln
- Arbeitszufriedenheit bei Schwerhörigkeit
- Hörschaden im Gehirn
- Erstes vollständig implantierbares Cochlea-Implantat (TICI) in Deutschland eingesetzt
- Datenerhebung unter Physio-, Ergotherapeut_innen und Logopäd_innen
- Prof. Dr. Tobias Moser erhält hohe Auszeichnung