joomplu:76Pionierarbeit zur Entwicklung dieses Gerätekonzepts leisteten ab den 1960er Jahren William F. House in den USAGraeme Clark in Australien und das Ehepaar Ingeborg und Erwin Hochmair in Österreich. House befasste sich dabei mit einer einkanaligen Übertragung, während Clark und das Ehepaar Hochmair mit einem mehrkanaligen Übertragungskonzept letztlich erfolgreicher in der Anwendung und Vermarktung waren.

 

William F. House

William Fouts House (* 1. Dezember 1923 in Kansas City; † 7. Dezember 2012 in Aurora (Oregon)) war ein US-amerikanischer Mediziner (Otologie, Chirurgie) und Pionier des Cochlea-Implantats.

House wuchs in Whittier (Kalifornien) auf und studierte an der University of Southern California und der University of California, Berkeley, an der er in Zahnmedizin promoviert wurde. Nach zwei Jahren Wehrdienst in der US-Navy machte er auch seinen Abschluss als Mediziner an der University of Southern California mit dem M. D. Abschluss 1953 und der Facharztausbildung am Los Angeles County Hospital. Zunächst wollte er Kieferchirurg werden, wandte sich dann aber dem Hals-Nasen-Ohren-Bereich zu. Er tat sich mit seinem älteren Bruder Howard P. House (1908–2003) zusammen, der 1946 das House Ear Institute in Los Angeles gründete (später House Research Institute). House spezialisierte sich auf Chirurgie des Ohrs.

Er begann Ende der 1950er Jahre mit elektrischen Stimuli im Innenohrbereich tauber Patienten zu experimentieren, was damals auf große Skepsis stieß – man nahm allgemein an, dass dies eher das empfindliche Gehör weiter zerstören würde. Mit dem Ingenieur Jack Urban entwickelte er elektronische Geräte zur Stimulation der Hörnerven in der Gehörschnecke (Cochlea), die aber damals nur an einer Stelle in der Cochlea ansetzten. Ein erster Transplantationsversuch 1961 war noch nicht erfolgreich, er setzte aber die Entwicklung praktikabler, langlebigerer biokompatibler Geräte mit Urban weiter fort und ein weiterer Versuch 1969 war erfolgreicher. 1984 wurde sein Implantat von der FDA anerkannt und er gründete die Firma All Hear Inc., die 2007 an die Envoy Medical Corporation verkauft wurde. House selbst führte rund 3000 Cochleaimplantate aus, obwohl er jahrzehntelang in den USA auf großen Widerstand in Fachkreisen und selbst bei Gehörlosen-Organisationen stieß. Sein Implantat wurde schon ab den 1980er Jahren durch die Entwicklung immer ausgefeilterer Geräte überholt (Graeme Clark, Ingeborg Hochmair, Erwin Hochmair), die mehr als einen Kanal benutzten. Die 3M Company die Lizenz für sein Gerät übernahm, verkaufte diese 1989 an die Cochlear Corporation, die die Produktion aber zugunsten von Mehrkanalgeräten aufgab. House selbst sah immer noch eine Einsatzmöglichkeit seines eigenen Geräts in der Dritten Welt, da es relativ preisgünstig war.

House selbst machte keinen großen Gewinn mit seiner Erfindung und verzichtete auch bewusst auf eine Patentierung, um alternativen Entwicklungen nicht den Weg zu verbauen.

Er entwickelte auch chirurgische Verfahren (unter anderem Operationen unter dem Mikroskop im Innenohr) zur Behandlung von Morbus Menière und Tumoren an den Gehörnerven. Unter anderem behandelte er so den Astronauten Alan Shepard gegen Morbus Menière und ermöglichte so dessen Beteiligung am Apollo-Programm. Als Dank wurde er 1971 zum Start von Apollo 14 nach Cape Carnaveral eingeladen, mit der Shepard zum Mond flog.

Er war mit der Krankenschwester June Stendhal verheiratet (gestorben 2008) und hatte einen Sohn und eine Tochter.

 

Graeme Clark

joomplu:68Graeme Milbourne Clark (* 16. August 1935 in Australien) ist ein australischer HNO-Arzt und Chirurg, der wesentlich an der Entwicklung des Cochleaimplantats beteiligt war.

Clark wollte schon früh in die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, nachdem er als Jugendlicher miterlebte, wie sein Vater ertaubte. Er studierte Medizin an der Universität Sydney (Bachelor of Medicine, Bachelor of Surgery, MBBS 1957). 1961 setzte er seine Ausbildung in Großbritannien fort und ging ans Royal National Throat, Nose and Ear Hospital. Nach der Rückkehr nach Australien hatte er mit Kollegen eine Hals-Nasen-Ohren-Praxis in Melbourne. Er ging aber bald darauf (1966) an die University of Sydney, um am Cochleaimplantat zu forschen. 1969 wurde er promoviert (Middle Ear and Neural Mechanisms in Hearing and in the Management of Deafness) und erwarb im selben Jahr seinen Master of Surgery. 1970 wurde er Professor an der University of Melbourne (Professor of Otolaryngology und Leiter der Abteilung). 2004 ging er in den Ruhestand. 1983 gründete er das Bionic Ear Institute, dessen Direktor er war.

Er zeigte, dass mit wenigen Elektroden in der Schnecke (Cochlea) im Innenohr durch Reizung der zuständigen Nerven ein Höreindruck erzeugt werden konnte. 1978 erfolgte am Royal Victorian Eye and Ear Hospital die ersten Cochleaimplantatation durch ihn und Brian Pyman an dem Patienten Rod Saunders, der sein Gehör mit 46 Jahren verloren hatte. An ihm konnte nun die richtige Signaleinstellung für das Cochleaimplantat studiert werden, wobei er mit seinem Post-Doktoranden Yit Chow Tong zusammenarbeitete. Die Entwicklung verlief erfolgreich und 1982 begannen klinische Tests. 1985 begann er auch mit Implantaten an Kindern und 1990 erhielten die Cochleaimplantate eine Genehmigung durch die US-amerikanische FDA.

Die Entwicklung der Cochleaimplantate geschah in Australien bei der 1981 gegründeten Firma Cochlear Ltd.

1970 war er maßgeblich an der Gründung der Deafness Foundation of Victoria beteiligt.

1985 erhielt er den Wissenschaftspreis des australischen Premierministers. 1997 wurde er Officer und 1999 Companion of the Order of Australia. 2004 wurde er Fellow der Royal Society und 1998 der Australischen Akademie der Wissenschaften. 2004 wurde er mit dem Prime Minister’s Prize for Science ausgezeichnet, 2007 mit dem Zülch-Preis, 2010 mit der Lister-Medaille, 2013 mit dem Lasker~DeBakey Clinical Medical Research Award und 2014 mit dem Russ Prize der National Academy of Engineering. Auf dem 13. Internationalen Kongress für Cochlea-Implantate 2014 in München erhielt er den "Hear For Life Award" in Anerkennung seines Lebenswerks von der Fachzeitschrift "Otology" überreicht.

Ingeborg Hochmair-Desoyer

joomplu:77Ingeborg J. Hochmair-Desoyer, geborene Desoyer, auch Ingeborg Hochmair, (* 1953 in Wien) promovierte Elektroingenieurin der Technischen Universität Wien, entwickelte mit ihrem Ehemann Erwin Hochmair das weltweit erste elektronische Mehrkanal-Cochlea-Implantat. Mit ihm gründete sie 1990 das Medizintechnik-Unternehmen MED-EL, deren technische Leiterin (CTO) und geschäftsführende Gesellschafterin (CEO) sie ist. 2013 wurde Ingeborg Hochmair zusammen mit zwei weiteren Wissenschaftlern in New York für die Entwicklung des modernen Cochlea-Implantats mit dem Lasker~DeBakey Clinical Medical Research Award ausgezeichnet.

Hochmair ist die Tochter der Physikerin Elizabeth Desoyer und des Professors für Maschinenbau und Dekans an der TU Wien Kurt Desoyer und studierte ab 1971 Elektrotechnik an der TU Wien mit dem Diplom 1976 und (nach einem Forschungsaufenthalt als Fulbright-Stipendiatin an der Stanford University) mit der Promotion 1979.[1] Thema war die Entwicklung elektronischer Hörhilfen (Stimulation der Cochlea), an der sie mit ihrem Professor Erwin Hahn unter Verwendung damals neuer CMOS-Technologie in der Analogelektronik arbeitete.."[2] Von 1976 bis 1986 arbeitete sie als wissenschaftliche Assistenz am Lehrstuhl für Elektrotechnik und Elektronik an der Technischen Universität Wien. 1979 war sie als außerordentliche Gastprofessorin am Institut für medizinische Elektronik der Stanford University. Das Ehepaar Hochmair beschloss 1986, von Wien nach Innsbruck zu ziehen, wo Ingeborg Hochmair zunächst als wissenschaftliche Assistenz, später als Gastprofessorin bis 1999 am Institut für Angewandte Physik und Elektronik der Universität Innsbruck lehrte. 1998 erhielt sie die Venia Legendi (Univ. Doz.) in Biomedizintechnik an der Fakultät für Elektrotechnik der Technischen Universität Wien.

In den frühen 1980er-Jahren verwirklichte Ingeborg Hochmair ihre Idee, ein Unternehmen für die Entwicklung und Herstellung von Hörimplantaten zu gründen, und rief zusammen mit ihrem Ehemann Erwin Hochmair das Medizintechnik-Unternehmen MED-EL ins Leben. 1990 stellte MED-EL die ersten Mitarbeiter ein, was den Beginn des Unternehmens darstellte. Seit 2000 tritt Ingeborg Hochmair vermehrt auch als Gründerin und Mitbegründerin von Unternehmen im Bereich Hörverlust und Hörimplantate auf

Erwin Hochmair

joomplu:78Erwin Hochmair (* 1940 in Wien) ist ein österreichischer Elektroingenieur. Er entwickelte mit seiner Ehefrau Ingeborg Hochmair-Desoyer das erste elektronische Multikanal-Cochlea-Implantat und gründete mit ihr 1989 für die Vermarktung die Firma MED-EL in Innsbruck.

Hochmair studierte Elektrotechnik an der TU Wien mit dem Diplom 1964 und der Promotion am Institut für Physikalische Elektronik 1967. Von 1970 bis 1972 war er am Marshall Space Flight Center der NASA, wo er mit CMOS-Technologie für Integrierte Schaltkreise vertraut wurde. Nach der Rückkehr wurde er wieder Universitätsassistent an der TU Wien. Hier lernte er seine Frau Ingeborg Desoyer kennen, mit der er die Entwicklung von elektronischen Geräten zur Cochlea-Implantation begann, in Zusammenarbeit mit dem Otologen Kurt Burian. Ende 1977 wurde ihr erstes Multikanal-Cochlea-Implantat eingesetzt. Pionierarbeit auf diesem Gebiet hatte zuvor in den 1960er Jahren William F. House (nur auf einem Kanal) und in Australien Graeme Clark geleistet. Bis Anfang der 1980er Jahre bauten sie das Gerät so um, dass durch breite Variationsmöglichkeiten in den Hör-Stimuli ein gezieltes Lernen von Sprache für Taube möglich war. 1980 habilitierte sich Hochmair in Elektronik (einschließlich Anwendungen in der Medizin). Nachdem das Ehepaar zunächst mit der Firma 3M für die Produktion des Implantats zusammenarbeiten wollte gründeten sie 1989 eine eigene Firma, MED-EL. Die Firma hatte 2008 einen Umsatz von 73 Millionen Euro und beschäftigte 850 Mitarbeiter. 1985 wurde er ordentlicher Professor für Angewandte Physik und Mikroelektronik an der Universität Innsbruck. 1993 bis 1995 war er Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät und 1995 bis 2006 leitete er das Institut für Angewandte Physik.

1972 war er Gastprofessor an der Stanford University. Von ihm stammen über 100 Fachpublikationen (Elektronik, Schaltkreisentwurf, Cochlea-Implantate) und er ist an über 40 Patenten beteiligt.

Auszeichnungen
2003 erhielt er den Erwin Schrödinger-Preis und er erhielt den Holzer-Preis der TU Wien. 2004 wurde er mit seiner Frau Ehrendoktor der TU München. 2014 wurde er mit dem Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet. Ebenfalls für 2014 wurde ihm der Russ Prize der National Academy of Engineering zugesprochen.

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Artikel:
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https://de.wikipedia.org/wiki/Graeme_Clark
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