Forschungsprojekt der Medizinischen Hochschule führt Träger von Cochlea- Implantaten (CI) und Musikschaffende zusammen
Musik ist Hörgenuss und Lebensfreude. Doch für hörgeschädigte Menschen, die mit einem Cochlea-Implantat (CI) hören, ist die Fähigkeit zum Musikgenuss oft immer noch eine besondere Herausforderung. Diese zu meistern ist Anliegen eines neuartigen Forschungsprojektes der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sowie des Deutschen Hörzentrums der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Beim interdisziplinären Projekt „musIC 3.0: Musik für Cochlea-Implantate“ unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Waldo Nogueira sowie in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Hannover HMTMH erkunden Mediziner und Hörforscher gemeinsam mit hörgeschädigten Patienten und Musikschaffenden neue Wege, auf denen CI-Träger zu Freude am Musikhören finden können.
Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit werden am 1. Dezember beim Konzert „musIC 3.0“ im Forum Sparkassenverband in Hannover vorgestellt – und zwar sowohl hörgeschädigten Interessenten mit und ohne CI als auch der allgemeinen Öffentlichkeit. Unterstützt wird das Projekt „musIC 3.0“ von der Hörregion Hannover sowie von weiteren engagierten Partnern, darunter auch Cochlear, dem Weltmarktführer für Hörimplantate.
Lässt das Hörvermögen nach und bieten Hörgeräte keine ausreichende Hilfe, dann kann die Versorgung mit dem CI ein Leben in der Welt des Hörens ermöglichen. Allein in Deutschland hören heute mehr als 50.000 Menschen mit Cochlea-Implantat. In der Hals-Nasen-Ohrenklinik der MHH, der weltweit größten CI-Klinik, werden jährlich ca. 600 Patienten mit einem solchen Hörimplantat versorgt. Sie erreichen dadurch zumeist ein deutlich besseres Sprachverstehen. Sprache stand anfangs in der CI-Rehabilitation im Fokus.
Doch mittlerweile hat auch das Thema Musikhören einen großen Stellenwert.
Inwieweit man heute mit dem CI auch Musikgenuss erleben kann, hängt nicht allein von der Technik ab, sondern auch vom vorhandenen Restgehör, dem Musikgeschmack und individuellem Training. Hilfreich sind neue Konzepte zu Musikproduktion bzw. -aufführung, die die Signalverarbeitung des CI berücksichtigen. Ein laufendes Projekt des Deutschen Hörzentrums will hier unterstützen.
„Wir wollen in Erfahrung bringen, wie man CI-Trägern mehr denn je zu angenehmen Musikerlebnissen verhelfen kann“, so Professor Professor h.c.
Dr. med. Thomas Lenarz, Direktor der HNO-Klinik der MHH sowie des Deutschen HörZentrums. „Nach vorangegangenen Untersuchungen, deren Gegenstand die Wahrnehmung von Melodien, von Rhythmus sowie von Klangfarben war, interessiert uns nun, wie CI-Träger musikalische Kompositionen live erleben. Auf Basis mehrerer Seminare, die Professor Waldo Nogueira gemeinsam mit CI-Trägern, Komponisten und Musikern durchführte, wurde ein Konzert vorbereitet, das sich an den Grenzen der akustischen Wahrnehmbarkeit mittels CI orientiert.“
CI-Träger in musikalischen Schaffensprozess eingebunden – abschließendes Konzert im Forum Sparkassenverband
Im Rahmen des Projektes wurden musikalische Kompositionen geschaffen, in deren Entstehung Träger von Cochlea-Implantaten unmittelbar eingebunden waren. Komponisten und Musiker arbeiteten eng in einer Seminarreihe zusammen und haben die Technologie des Cochlea-Implantats und dessen Klangverarbeitung in besonderem Maße bei den Kompositionen mit einbezogen.
Bei den Veranstaltungen berichteten die CI-Träger den Musikschaffenden über ihre individuellen Erfahrungen und Vorlieben beim Musikhören.
Passend zum elektrischen Hören mit Cochlea-Implantat verbinden die entstandenen Kompositionen Tonkunst und Technik miteinander. Bei allen Werken handelt es sich um elektroakustische Musikstücke. Geschaffen wurden diese von den beiden Komponisten Luis Afinador und Sergio Naddei sowie von einer Gruppe junger Komponisten um Professor Joachim Heintz vom Incontri - Institut für neue Musik der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (MHTMH).
Beim Konzert am 1. Dezember im Forum der Sparkasse Hannover wird es neben exzellenten raumakustischen Gegebenheiten auch eine induktive Höranlage geben. Durch eine die Aufführung begleitende Publikumsbefragung wird ermittelt, wie CI- und Hörgeräte-Träger sowie gut hörende Besucher die dargebotenen Stücke erleben und welche Unterschiede in ihrer Musikwahrnehmung feststellbar sind.
Das Konzert „musIC 3.0“ findet am 1. Dezember 2017 um 18 Uhr im Forum Sparkassenverband, Schiffgraben 6-8, statt. Der Eintritt ist frei. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Kartenvorbestellung per E-Mail
erforderlich:
Bitte beachten Sie: Das Konzert ist speziell für das Hören mit Cochlea- Implantat gestaltet, jedoch ebenso für alle nicht hörgeschädigten Interessenten geeignet. Auch Freunde und Familien von CI-Trägern sind herzlich eingeladen.