Sprechen, schreiben, lesen, hören – das sind nicht die einzigen Kanäle menschlicher Kommunikation. Doch welche Möglichkeiten gibt es, Informationen außerhalb der gesprochenen Sprache zu vermitteln? Und wie funktionieren sie, auch im Verhältnis zu den anderen Kanälen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Schwerpunktprogramm „Visuelle Kommunikation“ (ViCom) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), entwickelt von den Universitäten Frankfurt und Göttingen. Von den nun bewilligten 19 Projekten im Programm sind vier an der Universität und Universitätsmedizin Göttingen angesiedelt.
„Mit vier Projekten ist Göttingen einer der zentralen Standorte für den neuen und zukunftsträchtigen Forschungsschwerpunkt Visuelle Kommunikation“, sagt Prof. Dr. Markus Steinbach, Leiter des Experimentellen Gebärdensprachlabors der Universität Göttingen. Die Göttinger Projekte beschäftigen sich mit der Funktion von Gesten beim Lügen, der Entstehung von bildhaften Gestenmustern mit festen kommunikativen Funktionen, der Verwendung von Gesten bei Menschen mit Autismus und der Markierung von Wortarten wie Verben und Nomen in der Deutschen Gebärdensprache mithilfe ikonischer Muster.
Im Zentrum des Schwerpunktprogramms stehen neben der Gebärdensprache außersprachliche Kanäle der Kommunikation wie sprachbegleitende Gestik und Mimik sowie bildliche Symbole wie Emojis. „Das Interesse an visuellen Komponenten der Verständigung ist in der theoretischen Linguistik relativ neu, der Fokus liegt nach wie vor stark auf der gesprochenen Sprache“, so Steinbach. In anderen Bereichen der Kultur- und Geisteswissenschaften hat man bereits ein besseres Verständnis von visuellen Phänomenen in der Kommunikation – etwa in der Semiotik, der Filmwissenschaft, der Psychologie oder auch der Informatik. Diese verschiedenen Blickwinkel soll das Schwerpunktprogramm nun zusammenführen, um ein neues Kommunikationsmodell zu entwickeln, das die Besonderheiten und die Komplexität multimodaler Kommunikation erfassen kann. Das Programm soll außerdem dazu beitragen, methodische, technologische, therapeutische und didaktische Innovationen in diesem Bereich voranzutreiben.
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen