joomplu:489613.12.2020 3. Adventssonntag Online Lesung beim CIV NRW - Thema „Der stille Koog“ von Ilka Dick
Alles.
Das Prasseln der Regentropfen an den Fensterscheiben, das Knarren des Daches im Wind und das Läuten der Glocken vom nahe gelegenen Dom.
Das Streichen ihrer Hände über das Gesicht. Ihr Luftholen, Gähnen, ihr Ein- und Ausatmen.
Das Rascheln der Bettdecke. Nackte Füße auf dem Holzfußboden. Das Knarzen der Dielen im Flur.
Auch das Knarzen der Badezimmertür und das Rauschen der Spülung, das Plätschern des Wassers im Waschbecken.
Nichts war ihr geblieben.
Alles weg
Alles. Still.

Mit diesen Gedanken der Kommissarin Marlene Louven im ersten Kapitel aus dem Küsten Krimi „Der stille Koog“ begann am dritten Adventssonntag die Lesung mit der Autorin Ilka Dick. In diesem Buch geht es um eine Kriminalkommissarin, die ihr Gehör durch eine Erkrankung verloren hat und mit Cochlea Implantaten versorgt ist.
Ilka Dick liest drei Passagen aus ihrem Krimi vor, wie ihre Protagonisten mit dem neuen „Gehör“ im Alltag zurechtkommen muss. In der ersten Passage der Lesung wird die neue Situation von Marlene Louven in Form ihrer Gedanken und die dazugehörigen Veränderungen im Alltag beschrieben. Im zweiten Teil geht es um einen Mord, der bei einem Besuch bei ihrer Schwester passiert und in den sie zufällig hineinstolpert. Sie bemerkt, dass sie mit den neuen Hörhilfen an ihre Grenzen kommt. In der dritten Passage wird beschrieben, wie die Kommissarin in einer brenzligen Situation in der Dunkelheit ihre Cochlea Implantate verloren hat, sich im Wattenmeer verirrt und sich wegen des fehlenden Hörsinns nicht mehr orientieren kann. Zwischen den Passagen gab die Autorin weitere Einblicke zu ihrem Krimi Roman.
Ilka versteht es, ihre Lesung so zu gestalten, dass ein Spannungsbogen aufgebaut wird, sodass man neugierig auf das Buch wird. Mit ihrer ruhigen Art und angenehmen Stimme war das Zuhören eine Wohltat, vor allem über die Videotelefonie. Dank der Unterstützung durch die Schriftdolmetscherin, Angelika Gollnik, die das Gesagte zum Mitlesen mitgeschrieben hat, durch die Nutzung von Zusatzgeräten zu den Hörhilfen, konnte man auch als Hörbeeinträchtigter der Lesung gut folgen und hatte das Gefühl, per Bildschirm näher an der Autorin zu sein, um ihre Mimik und ihr Mundbild besser zu erkennen. Das nennt man Barrierefreiheit für Menschen mit Hörbeeinträchtigung. Und wenn die Technik auch noch funktioniert, dann ist es erst recht ein Genuss.
Im Anschluss an die Lesung konnten die Zuhörer Fragen stellen. Die erste Frage war natürlich, wie sie auf die Idee kam, einen Krimi über eine mit CI versorgte Kommissarin zu schreiben. Ilka erzählte, dass sie von Beruf her als Hörgeschädigtenpädagogin Berührungspunkte mit Hörschädigung und CI hat. Für den Roman hat sie viele Anregungen von CI Trägern aus der CI SHG Kappeln im Norden Deutschlands bekommen, deren Leiterin Michaela Korte sie beraten hat und den Vorabdruck zu lesen bekam.

Auch wenn ich den Küsten Krimi schon gelesen und eine Lesung in Präsenzform, natürlich mit Hilfe einer verlegten Induktionsschleife, schon miterlebt habe, war die Lesung für mich per Videomeeting ein super Erlebnis. Ich war in meinen „eigenen vier Wänden“ und sehr entspannt, dass mir das Zuhören sehr leichtfiel und konnte dabei stricken. 😊

Bestimmt werden im Jahr 2021 Lesungen, ob per Video- oder/und als Präsenzveranstaltung mit Ilka Dick stattfinden, vor allem wegen der Erscheinung der Fortsetzung ihres neuen Krimis „Tod zwischen den Meeren“. Eine Einladung seitens CIV NRW wurde schon ausgesprochen.

Zum Schluss möchte ich mich beim CIV NRW für die großartige Idee „Adventslesungen online“ bedanken und dass ich dabei sein durfte.
Jetzt wünsche ich allen ruhige besinnlichen Weihnachtstage (wird heuer sehr einfach sein!) und vor allen kommt gesund ins Neue Jahr 2021 und bleibt es bitte auch! ;-)


Text: Andrea Muschalek, SHG Hören&Leben Augsburg für CIV NRW News
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