Annäherung der großen Selbsthilfe-Hörverbände
Seit Monaten gärt die Gerüchteküche über eine Fusion zwischen DSB und DCIG auf Bundesebene. Die CIV NRW News hat sich bisher mit einer Berichterstattung hierzu zurückgehalten, weil es aktuell keine offiziellen oder inoffiziellen Ergebnisse hierzu gibt. Der CIV NRW möchte aber nun die Gerüchte durch dem Regionalverband vorliegende Fakten aus der Welt schaffen.
Fakt ist, dass Vertreter beider Präsidien der Bundesverbände sich im Frühjahr zu Sondierungsgesprächen getroffen haben. Dabei wurden als Hürde für eine schnelle Fusion die unterschiedlichen Strukturen der beiden Bundes-Verbände deutlich. Im November wird es deshalb ein Sondierungstreffen der Landesverbände aus beiden Bundesverbänden geben. Zu betonen ist, dass sich diese Gespräche vorerst auf eine mögliche Kooperation auf Bundesebene beziehen. Hier geht es explizit nicht um eine Fusion, sondern um das Ausloten, auf welchen Ebenen und bei welchen Themen man zusammenarbeiten könnte und ob eine spätere Fusion überhaupt denkbar/machbar wäre.
Auch wenn beide Verbände in vielen Bereichen die gleichen Ziele für lautsprachlich orientierte Hörgeschädigte verfolgen, so gibt es doch auch große Unterschiede und begründete Bedenken gegen eine Fusion. Ein solcher Schritt muss gut überlegt, geplant und mit Erfolgsgarantie durchgeführt werden. Eine Fusion dieser beiden großen Verbände im Bereich der Selbsthilfe für Hörgeschädigte ist kaum rücknehmbar und darf daher nicht zu einer Aktion werden, die gewachsene Strukturen und die gute Betreuung Betroffener gefährdet.
Da die Drucklegung dieser Zeitschrift vor dem Sitzungstermin im November liegt, wird die Redaktion zeitnah auf unserer Homepage davon berichten.
Um das Thema einer Verbandszusammenarbeit auf Basis von Kooperationen auch auf Landesebene zu durchdenken, fand am 5.10.19 ein informelles Treffen der Vorstände des DSB NRW e.V. und des CIV NRW e.V. in der Geschäftsstelle des CIV NRW in Hagen statt. Schnell wurde auch hier deutlich, dass die Strukturen beider Verbände völlig unterschiedlich sind und z.B. der Schwerpunkt des CIV NRW e.V. eindeutig auf der Betreuung von CI-Kandidaten und -trägern liegt.
Es konnten aber Bereiche und gemeinsame Themen gefunden werden, die eine gemeinsame Bearbeitung möglich erscheinen lassen und alle lautsprachlich orientierten Hörgeschädigten gleichsam betreffen. Die Vorstände vereinbarten die Politik der kleinen Schritte des Aufeinanderzu- und Miteinandergehens. Gegenseitig werden sie sich über Themen informieren, die Hörgeschädigte betreffen, die in Gremien verhandelt werden, in denen der jeweilige Verband tätig ist. Die Teilnahme an Seminaren soll Mitgliedern beider Verbände offenstehen und in beiden Verbänden beworben werden. Auch die Möglichkeit, Seminare von beiden Verbänden zusammen anzubieten, soll erkundet werden. Bei wichtigen Themen könnten gemeinsame Stellungnahmen veröffentlicht werden. Bei dem Thema „Hörgeschädigte Kinder in Schulen“, konnte schnell eine gemeinsame Position gefunden werden. Für beide Verbände ist es unverzichtbar, dass gebärdensprachlich orientierten Kindern die Gebärdensprache in vollem Umfang zur Verfügung gestellt werden muss und dass Eltern von CI-Kindern mit ihren Kindern ein Hausgebärdensprachkurs zustehen muss. Wir werden zusammen das Thema weiterverfolgen.
Das Treffen war sehr konstruktiv, fand in einer vertrauensvollen Atmosphäre statt und war ein guter Start für eine gute Zusammenarbeit.