Marie Leusder, 23 Jahre, hat im Bachelorstudium an der Universität zu Köln Sonderpädagogik auf Lehramt mit den Fächern mathematische und sprachliche Grundbildung studiert und ihre Bachelorarbeit über Leichte Sprache geschrieben. Über die Recherche für ihre Abschlussarbeit wurde sie auf die Forschung an der Universität Hildesheim aufmerksam und hat sich entschieden, den Masterstudiengang „Barrierefreie Kommunikation“ in Hildesheim zu studieren.
FRAGE: Frau Leusder, Sie gehören zur ersten Generation des Masterstudiengangs „Barrierefreie Kommunikation“. Was ist Ihr Antrieb, warum haben Sie dieses Studium gewählt?
Bild: Marie Leusder studiert an der Universität Hildesheim im Masterstudiengang „Barrierefreie Kommunikation“ Foto:
ANTWORT: Ich habe mich in Köln, wo ich im Bachelor studiert habe, sehr wohl gefühlt, ich war am hin- und herüberlegen, ob ich nach Hildesheim zum Masterstudium gehen soll. Je mehr ich mich informiert habe und mit der Studienberatung in Nordrhein-Westfalen sprach, desto klarer wurde mir: Ich möchte mich spezialisieren und barrierefreie Kommunikation in Hildesheim studieren. Inklusion ist ein großes gesellschaftliches Thema, oft – aber auch noch nicht genug – rücken die baulichen Maßnahmen in das Bewusstsein der Bevölkerung, aber dass viele Texte und Sprache viele Leute ausschließen, das ist vielen nicht bewusst.
FRAGE: Warum ist die barrierefreie Kommunikation bedeutsam?
ANTWORT: Nehmen wir die Leichte Sprache als Beispiel, eine vereinfachte Variante des Deutschen. Die Leichte Sprache kann sehr vielen Menschen helfen, etwa Menschen mit kognitiven Einschränkungen, aber auch gehörlosen Menschen und Menschen, die aus anderen Ländern kommen und nun in Deutschland leben. Ich habe in Köln in einem inklusiven Café gearbeitet, die Kuchenrezepte wurden in Leichte Sprache übersetzt, das war für die Beschäftigten richtig gut, weil sie eigenständig anhand der übersetzten Rezepte den Kuchen backen konnten.
FRAGE: Wie sind die bisherigen Erfahrungen im Masterstudium – verbinden Sie Theorie und Praxis?
ANTWORT: Im ersten Semester hatten wir viel Theorie, etwa eine Vorlesung zur Verständlichkeitsforschung, in der wir uns damit auseinandergesetzt haben, was Texte eigentlich verständlich macht. Im zweiten Semester kombinieren wir die Theorie mit der Praxis, haben Projektseminare. Ich habe zum Beispiele Seminare zu Fachkommunikation und Verständlichkeitsoptimierung, in denen ich mich damit befasse, wie Bedienungsanleitungen verständlich formuliert werden können und an welchen Stellen es hapert und ich habe für das Roemer- und Pelizaeus-Museum für eine Fachtagung zu Kultur und Inklusion Abstracts übersetzt in Leichte Sprache. Wir befassen uns in Zusammenarbeit mit der Diakonie mit unterstützter Kommunikation und assistiven Technologien , wie können Texte über möglichst unterschiedliche Sinne zugänglich gemacht werden – fast wie ein Theaterstück. Bei der Übersetzung muss man viele Seiten mitdenken, die Nutzer, aber auch den Text und Inhalt selber und wo denn die Texte erscheinen.
FRAGE: Wem würden Sie diesen Masterstudiengang empfehlen?
ANTWORT: Jedem, der Interesse an Sprache in der Gesellschaft hat. Wie kann Sprache ausschließen und was kann man dafür tun, dass diese Ausgrenzung reduziert und Teilhabe möglich wird? Dafür wollen wir Antworten entwickeln.
FRAGE: Der Blick in die Zukunft: Was möchten Sie in der Gesellschaft mit Ihrer Arbeit im künftigen Berufsleben bewirken?
ANTWORT: Ich möchte die Gesellschaft dafür sensibilisieren, Barrieren abzubauen. Es ist ein starker Ausschluss, wenn man sprachlich Barrieren aufbaut. Das Studium an der Universität Hildesheim ermöglicht mir, dazu beizutragen, diese Barrieren abzubauen. Übrigens ist der kleine Studienort kein Schock mehr für mich, im Gegenteil: Dadurch, dass ich vorher an einer riesigen Uni in Köln studiert habe, ist es jetzt voll der Luxus, in einer kleinen Studierendengruppe in Hildesheim zu lernen, die Dozentinnen und Dozenten fordern uns sehr, lassen uns aber nicht fallen. Das ist ein guter Antrieb, um weiterzukommen. Ich fühle mich sehr wohl in Hildesheim und rate jedem: „Geh lieber an eine kleine Uni, da ist die Lehre besser.“
Die Fragen stellte Isa Lange.
Quelle: Stiftung Universität Hildesheim