Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen

Wenn Menschen älter werden, gewinnt die Wohnregion an Bedeutung. Dies gilt auch bei der Ausübung von Engagement. Die Gelegenheiten sich zu engagieren, die zuvor durch den Job bestanden, fallen weg. Unter Umständen verringert sich auch der Mobilitätsradius. Und die langjährige Verbundenheit mit dem Wohnort kann den Wunsch, sich gerade hier zu engagieren, bestärken. Ob sich ältere Menschen dann tatsächlich ehrenamtlich beteiligen, hängt auch von der Infrastruktur in der Wohnregion ab.

Freiwilliges Engagement ist eine wichtige Facette sozialer Teilhabe. Es kann im Alter zunehmend dazu beitragen, dass sich Menschen weiterhin am öffentlichen Leben beteiligen. Es befördert die soziale Einbindung und wirkt sich auf die Lebenszufriedenheit aus. Ob sich Personen auch im Alter noch für andere engagieren wollen und können, hängt bekanntlich u. a. von ihrer Gesundheit, ihrer Bildung und ihrer finanziellen Situation ab. Aber auch die Wohnregion mit mehr oder weniger guten Gelegenheitsstrukturen und Handlungsräumen für freiwilliges Engagement spielt hier eine Rolle.

Analysen mit Daten des Deutschen Freiwilligensurveys, der die Charakterisierung von Wohnregionen etwa anhand des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erlaubt, zeigen: In Wohnregionen, die wirtschaftlich gut aufgestellt sind, engagieren sich Menschen ab 65 Jahren häufiger als in Regionen, die finanziell eher schlecht dastehen. Mit einer guten finanziellen Ausstattung der Wohnregionen gehen in der Regel mehr Möglichkeiten für Ältere einher sich zu engagieren als in wirtschaftlich schwachen Regionen.

Insbesondere ältere Menschen, deren eigene finanzielle Situation schlecht ist, sind von fehlenden Gelegenheiten für freiwilliges Engagement betroffen: Sie engagieren sich besonders selten, wenn sie zudem in Wohnregionen leben, die finanziell schlecht ausgestattet sind.

Umgekehrt fördert es das Engagement finanziell schwächerer Personen, wenn die Einkommenssituation in der Region insgesamt gut ist. „Beides macht deutlich, wie wichtig die durch die Kommunen geschaffenen Rahmenbedingungen für das Engagement älterer Menschen sind. Regionen können durch eine gute Infrastruktur, öffentlichen Personennahverkehr und eine Kultur der Partizipation viel dazu beitragen, dass Ältere – auch finanziell schwächere Personen – sich engagieren und teilhaben können“, sagt Dr. Claudia Vogel, eine der Autorinnen der Studie und Wissenschaftlerin am Deutschen Zentrum für Altersfragen. Dazu zählen niedrigschwellige Engagementmöglichkeiten in Vereinen und gute Informationsangebote über Möglichkeiten sich in der Region zu beteiligen. Im Hinblick auf Ältere mit Mobilitätseinschränkungen ist auch über spezifischere Angebote wie individuelle Mitfahrgelegenheiten oder Bring- und Abholdienste nachzudenken.

Die Analysen von Julia Simonson und Claudia Vogel sind detailliert im Kapitel „Regionale und sozialstrukturelle Aspekte des freiwilligen Engagements im Alter“ in „Arbeit im Alter. Zur Bedeutung bezahlter und unbezahlter Tätigkeiten in der Lebensphase Ruhestand“, Scherger, S. u. Vogel, C. (Hrsg., 2018), veröffentlicht.

Der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) ist eine repräsentative Befragung zum freiwilligen Engagement in Deutschland, dessen wissenschaftliche Leitung beim Deutschen Zentrum für Altersfragen liegt und die aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird.
Originalpublikation:

S. Scherger & C. Vogel (Hrsg.) (2018): Arbeit im Alter. Zur Bedeutung bezahlter und unbezahlter Tätigkeiten in der Lebensphase Ruhestand. Wiesbaden: Springer VS.

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