Jeder fünfte HNO-Arzt hat allenfalls elementare Kenntnisse in Sachen CI-Versorgung
Senden, 30. Mai 2017
Die gemeinnützige und unabhängige Patientenvertretung Deutsche Cochlea Implantat Gesellschaft e.V. (DCIG) hat die Aktion „Patienten informieren Ärzte. Dialog auf Augenhöhe“ erfolgreich abgeschlossen. Drei Monate lang informierten Mitglieder der DCIG niedergelassene HNO-Ärzte über den aktuellen Stand der Cochlea Implantat (CI)-Versorgung. Insgesamt 64 Erfassungsbögen wurden eingereicht, 47 Arztgespräche kamen während der Aktion zustande. Es handelt sich dabei um die erste derartige Informationskampagne zum Cochlea Implantat in Deutschland, die von CI-Trägern selbst ausging.
Die „CI-Botschafter“ sammelten während der bundesweiten Aktion unterschiedlichste Erfahrungen. So dauerten die Gespräche im Schnitt 16 Minuten an: Während sich einige Ärzte bis zu 45 Minuten Zeit für den Austausch nahmen, endeten andere Gespräche bereits nach drei Minuten. Vierzehn weitere Gespräche kamen erst gar nicht zustande, weil die Ärzte mitunter keinen Informationsbedarf bei sich sahen.
Auch der Wissensstand in Sachen CI variierte stark: Zwar hatten die meisten (83 %) der befragten HNO-Ärzte CI-Träger als Patienten und erwiesen sich infolgedessen als gut informiert. Mehr als die Hälfte der Ärzte bekamen sehr gute bis exzellente CI Vorkenntnisse bescheinigt. 81 Prozent wiesen eine positive Einstellung zum CI auf. Die Ärzte aber, die keinen Kontakt zu CI-Trägern haben (knapp ein Fünftel der aufgesuchten niedergelassenen HNO-Ärzte), verfügten über ein nur mäßiges bis dürftiges Wissen in Sachen aktueller CI-Versorgung. So lag in einer Praxis noch ein Prospekt aus dem Jahre 1996 aus, der Arzt zeigte sich erstaunt, dass zum CI, das seit der Jahrtausendwende mit kleinen Prozessoren hinter dem Ohr getragen wird, heutzutage kein Taschenprozessor mehr gehöre. Die Ergebnisse der Aktion zeigten daher, wie wichtig es sei, „dass wir uns als Experten in eigener Sache betätigen“, kommentierte DCIG-Präsident und CI-Träger Roland Zeh.
HNO-Ärzte als erster und begleitender Kontakt Hörgeschädigter spielen eine zentrale Rolle in der optimalen Versorgung von Hörgeschädigten. Ihr Wissensstand entscheidet darüber, ob ein Patient mit geringem oder fehlendem Hörvermögen ein CI-Zentrum aufsucht, um sich über eine mögliche CI-Versorgung zu informieren, oder nicht. Schätzungen zufolge könnte ein CI nach jetzigem Stand der Technik das Leben von rund 700.000 Menschen allein in Deutschland grundlegend verbessern. Doch sehr viele Betroffene wissen davon nichts oder zu wenig. Ziel der DCIG ist es deshalb, dass in jeder deutschen HNO-Praxis stets aktuelle Informationen über den Stand der CI-Versorgung vorliegen.
Ausbaufähig ist der Befragung zufolge auch der Kontakt zwischen HNO-Ärzten und Selbsthilfegruppen. 78 Prozent der Ärzte gaben an, keinen Kontakt zu Selbsthilfegruppen wie der DCIG und ihren Regionalverbänden zu haben, wobei 67 Prozent der Ärzte Interesse an einem solchen zeigten. Der erste Schritt hin zu mehr Austausch erfolgte bereits als Dankeschön für das Gespräch: Die teilnehmenden Ärzte erhielten je ein Jahres-Abonnement der DCIG-Fachzeitschrift Schnecke
geschenkt. Die Aktion fand im Vorfeld des diesjährigen CI-Tages am 10. Juni 2017 statt. Unter allen „CI-Botschaftern“, die sich an der Aktion beteiligt hatten, wurden attraktive Preise, darunter mehrere Reisen, verlost.
Quelle: DCIG
https://dcig.de/informationen/ci-tag-2017/auswertung-der-aktion