1. Bochumer Musikworkshop am CI-Zentrum Ruhrgebiet Bochum im Hörsaalzentrum des St. Josef-Hospitals
Musik empfinden sehr viele CI-Träger nicht mit dem gewünschten Genuss. Dies ist umso deutlicher, wenn Musik aus früher hörenden Zeiten erinnerlich ist.
Dies ließ das Team des CI-Zentrums Ruhrgebiet in Bochum unter Leitung von Prof. Dr. Dazert nicht ruhen und organisierte den 1. Bochumer Musikworkshop. Über 30 erwachsene CI-Träger nahmen die Gelegenheit wahr, sich in Theorie und Praxis einen Tag lang zu informieren.
Die aus den USA angereiste Musiktherapeutin der Fa. MED-EL, Frau Johanna Pätzold, selbst CI-Trägerin, legte den Schwerpunkt ihrer Vorträge auf Tipps für Einsteiger zum Genießen von Musik unterschiedlichster Richtungen.
Sie berichtete aus eigener Erfahrung, dass von Musik unterschiedlich gesprochen wird. Wenn man einen Ingenieur danach befragt, so redet dieser von Frequenzen. Der Musiker redet von Noten, z.B. dem C 4 auf der Klaviertastatur.
Zum Musiktraining eignet sich eine einfache Auswahl von Lieblingsliedern oder Stücken. In der Hörumgebung und dem Equipment lassen sich neue Musikerfahrungen sammeln. Wiederholungen und auch visuelle Unterstützung, z.B. Liedtexte mitlesen, steigern die Motivation.
Musik-Trainings-Software wie Sibelius Instruments, Eartrainer/Earmaster können das Training unterstützen. Es gibt auch Apps für das Hörtraining. Beispielhaft wurde www.meludia.com/de aus dem Internet vorgeführt. 25 von 600 Übungen können kostenlos durchgeführt werden, bevor sich jemand zu einer Kaufversion entscheidet.
Natürlich kam auch die Praxis nicht zu kurz. Ein musikalisches Aufmerksamkeit-Kontroll-Training forderte die Teilnehmer. So ging es darum, sich Zahlen, Namen mit unterschiedlichen Wiederholungen und Instrumentenpaare zu merken. Auch die Klangfarbenunterscheidungen verschiedener Musikinstrumente galt es zu erkennen.
Alle Teilnehmer errichteten einen Klangteppich „Ein Tag am Meer“. Stimmen stellten das Meer und die Gischt dar, Hände am Tambourin den Wind, das Glockenspiel tanzende Sonnenstrahlen und Klanghölzer das Pferdegetrappel. Es gab viel Spaß bei der Improvisationsübung.
Die Logopädinnen Kirsten Oberländer und Aileen Eick wollten von den Teilnehmern erfahren, welche Emotionen, Empfindungen und Gefühlslagen sie bei Klaviermelodien entwickelten. Die Kammermusik-Pianistin Tatjana Sikorskaya zauberte auf dem Klavier unterschiedlich anregende Melodien hervor, die ganz individuelle Empfindungen bei den Teilnehmern auslösten. Rhythmusübungen im Stuhlkreis und das Erkennen von jeweils zwei Tönen und Melodien auf Unterschiede rundeten diesen Workshop ab.
Zum Abschluss gab die Pianistin ein Konzert aus Ihrem Repertoire aus Klassik, Musical bis zu bekannten aktuellen Melodien reichte.
Das CI-Zentrum Ruhrgebiet wird die Erfahrungen aus diesem Workshop zur Ausweitung des Angebots nutzen und weitere Veranstaltungen zum „Musikhören mit Cochlea-Implantat“ planen.
Heinz-Josef Thiel