Der CIV NRW e.V. und seine Abteilung Junge Selbsthilfe (DOA NRW) hatten eine besondere Bildungsreise für das Jahr 2023 vorgesehen. Maßgeblich vorbereitet und vorab geplant wurde dieses außergewöhnliche Ereignis durch Toby Raulien (DOA NRW).
Die Gesamtplanung mit den entsprechenden Förderanträgen führte der CIV NRW e.V. gemeinsam mit der Abteilung Junge Selbsthilfe NRW durch. Nach einer langen Planungsphase war es dann am Donnerstag, dem 13.04.2023 soweit. Für die Anfahrt nach Weimar stand ein Reisebus in Dortmund bereit und brachte die Teilnehmer zur Gedenkstätte KL Buchenwald. An vier Tage erkundete die Gruppe mit pädagogischer Begleitung und qualifizierten Führungen den Ort des Grauens. Für gutes Sprachverstehen wurde die CIV NRW eigene FM-Anlage genutzt. Begleitet wurde Veranstaltung von Marion Hölterhoff, Daniel Aplas, CIV NRW e.V., Tobias Raulien, DOA NRW, Pia Flagge, DOA NRW.
Hintergrund:
Auf dem Ettersberg, nur wenige Kilometer entfernt von Weimar lässt die SS 1937 ein Konzentrationslager errichten. Sein Name "Buchenwald" wird zum Synonym für die nationalsozialistischen Verbrechen. Am Ende des Krieges ist Buchenwald das größte KZ im Deutschen Reich. Über 56.000 Menschen sterben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. Quelle: Gedenkstätte Buchenwald
Ein schweres und erschütterndes Thema
In Deutschland kann vermehrt eine Diskriminierung und Ausgrenzung behinderter Menschen festgestellt werden. Die deutsche Geschichte zeigt lehrreich, zu welchen Auswüchsen rechtes Gedankengut führen kann. Eine Möglichkeit dagegen anzugehen, ist eine gute und gezielte Aufklärung, z.B. durch Gedenkfahrten zu ehemaligen Orten von Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland. Die Junge Selbsthilfe des Cochlea Implantat Verband Nordrhein-Westfalen e.V. wollte insbesondere die nationalsozialistischen Verbrechen an Menschen mit Behinderung(en), (chronischen) Krankheiten oder anderweitigen körperlichen „Abweichungen“ beleuchten.
Laut Statistik haben etwa 40 % aller Menschen mit Hörbehinderung noch weitere Behinderungen und/oder Krankheiten. Im Vorfeld wurde mit der „Stiftung Gedenkstätte ehemaliges KZ Buchenwald“ vereinbart, dass der Schwerpunkt der geplanten Gedenkfahrt auf die Euthanasie, der „Aktion T4“, den Krankenmorden und dem nationalsozialistischen Sozialdarwinismus gelegt wurde.
Ziel war die Sensibilisierung und Aufklärung sowie der Austausch untereinander über diese Thematiken. Es wurde vermittelt, dass Ausgrenzung und Hass nicht bei vermeintlichen Rassen oder Ethnien Halt machen, sondern auch Menschen wie uns – Menschen mit Behinderung(en) – ereilen können.
Die Gedenkstättenfahrt dient als Grundlage, um sich mit gezielten Argumenten und gut informiert gegen menschenverachtendere Tendenzen wehren zu können.
Fazit:
Es war eine emotionale, bewegende, oft erschütternde Erfahrung. Durch erfahrenes Personal der Gedenkstätte KL Buchenwald einfühlsam und lehrreich begleitet, wurde das Grauen fühlbar. Für viele Teilnehmer war es der erste Besuch in einer KZ-Gedenkstätte, die erste Begegnung mit den Verbrennungsöfen, mit den unheimlichen Versuchsstätten und den anderen, nicht vorstellbaren Unmenschlichkeiten. Die Erschütterung, aber auch das positive Gruppenerlebnis wird im Reflexionsvideo sichtbar. Es waren keine leichten Tage, doch es waren wichtige Tage, nicht nur für unsere Junge Selbsthilfe NRW. Die Teilnehmer des Projektes gehörten allen Altersklassen an und es zeigte sich, dass diese Mischung sehr zum Austausch beitrug.
Gefördert wurde die Bildungsfahrt von Aktion Mensch (Buchenwald), der AOK NordWest und vdek NRW (Busfahrt) ohne deren Unterstützung wir diese, gerade für junge Hörbeeinträchtigte wichtige Erfahrung nicht hätten machen können.
Das Reflexionsvideo gibt es auf YouTube – bitte beachten Sie, dass mit Klick auf den Link Daten nach YouTube übertragen werden und damit der Datenschutzhinweis von YouTube gilt: https://www.youtube.com/watch?v=ZGvzCl_GCkQ
Peter Hölterhoff, Toby Raulien