Unser Mitglied, Katja Bennemann hat sich einen Herzenswunsch erfüllt und reiste nach Nepal in den Himalaya. Ob und wie ihre CIs die Extremen überstanden erfahrt ihr im Bericht.
Bei einem Wanderwochenende im Dahner Felsenland im Oktober 2022 mit meiner Freundin Sylvi reifte der Wunsch, einen Traum endlich wahr werden zu lassen- eine Reise nach Nepal in den Himalaya. Wir haben uns vor einigen Jahren in der Reha in Bad Nauheim kennengelernt- Sylvi war damals mit ihren ersten HG, ich mit meinem ersten CI versorgt. Mittlerweile trage ich beidseitig den Naida Q90 von AB.
Die Planungen wurden schnell konkret- Mitreisende finden, Route planen,
Trekkingguide organisieren, Flüge buchen, Impfungen, Visum beantragen,
Ausdauertraining, ...
So ergab sich dann auch die Frage nach der Energieversorgung der Sprachprozessoren (SP). Im Alltag nutze ich Akkus, im Hinblick auf die Reise müsste ich wohl auf Batterien umsteigen. In den Bergdörfern des Himalaya ist die Stromversorgung nicht selbstverständlich.
Wo und wie also die Akkus aufladen?
Es folgte eine kurze Anfrage bei AB, wie ich denn bezüglich Höhe und Kälte mit Batterien kalkulieren müsste. Die erste Antwort stellte erstmal die ganze Reise infrage. Die CI seien nur für den Sphärendruck bis 3000 m ausgelegt und könne es zu Komplikationen und Ausfällen kommen... ziemlich ernüchternd. Nach ein paar Tagen und Rücksprache mit dem Team in den USA gab es "leichte" Entwarnung von Herrn Böld. Man könne Probleme zwar nicht ausschließen, aber das größere Problem sind wohl Kälte und Feuchtigkeit. Als Tipp bekomme ich die Verwendung von Mütze und AquaCase. Da dieses bekanntlich nur mit Akkus funktioniert, die ich ja eben nicht laden kann, kam diese Lösung nicht infrage.
Eine weitere Möglichkeit ist das PowerPack, betrieben mit handelsüblichen AAA Batterien und körpernah getragen. Zu meiner Freude wurde mir dieses von AB zur Verfügung gestellt!
So konnte die große Reise losgehen!
Es ist gar nicht so einfach, die vielen Eindrücke der Reise in einem Kurzbericht
wiederzugeben! Ausgestattet mit einer großen Tasche voller Wanderausrüstung, Sach- und Kleiderspenden für ein Waisenhaus in Kathmandu sowie einem CI- Koffer mit Ersatzteilen, jeder Menge Batterien, Trockenbox und PowerPack geht es Anfang April los.
Am Flughafen bin ich dank Unterstützung des (im Vorfeld gebuchten) Behindertenbegleitservices mit dem Technikkoffer ohne Probleme durch die Sicherheitskontrolle gekommen.
Schon der Landeanflug auf Kathmandu ist ein Erlebnis- Sonnenaufgang und der grandiose Ausblick auf den Himalaya mit den höchsten Bergen der Welt!
Es folgen 3 Tage im quirligen, staubigen, bunten, lauten und sehr lebendigen Kathmandu.
Quasi an jeder Ecke ein buddhistischer oder hinduistischer Tempel, Tauben, Hunde, Affen, Kühe, die mitten auf der Straße stehen, Autos, Mofas, Hupen, Märkte, Stupas, touristische Highlights, jede Menge neue Geräusche und Gerüche. Eine völlig andere Welt!
Danach brechen wir zu unserer Trekkingtour auf.
Der Annapurna Circuit gilt als einer der schönsten Wanderwege der Welt. Ganze 3 Wochen geht es durch subtropische Täler und Reisterrassen, moosbehangene Rhododendron- Urwälder, karge Wüstenlandschaften, die Stille der Berge, über abenteuerliche Hängebrücken und durch tiefe Schluchten. Immer begleitet von den schneebedeckten Gipfeln des Annapurna und weiteren 8000ern, Gebetsmühlen und Manisteinen am Wegesrand, flatternden Gebetsfahnen, Tempeln und Klöstern, Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen (es gibt in Nepal über hundert verschiedene Bergvölker). Die Fröhlichkeit und Freundlichkeit der Menschen ist beeindruckend. Man unterhält sich auf Englisch und/oder mit Händen und Füßen. Ein Lächeln wird überall auf der Welt verstanden! Wir beobachten Bergziegen, zottelige Yaks, Blauschafe und den majestätischen Flug der Adler. Geschlafen und gegessen wird in sehr einfachen Lodges und Teehäusern ohne westlichen Luxus, oft ohne Dusche, WLAN und Strom. Wir erleben und sehen so viel Schönes und Beeindruckendes, Vieles ist aus der Zeit gefallen. Es ist unvorstellbar, in welcher Einfachheit und Armut die Menschen dort leben und trotzdem zufrieden sind! Man muss einen Unterschied zwischen Armut und Elend machen!! Elend gibt es auch, in den Slums von Kathmandu.
Vom Wintereinbruch überrascht kommen wir nicht wie geplant über den Thorong La Pass.
Somit erreichen wir mit dem Ice Lake auf 4600m den höchsten Punkt unserer Reise. Die Luft ist dort oben deutlich dünner und mit zunehmender Höhe werden die Schritte langsamer und die Pausen länger. Die CIs funktionieren zuverlässig. Zu meiner Freude halten die Batterien im PowerPack gute 3 Tage! Nachts nehme ich die Technik gut und warm verpackt mit in meinen Schlafsack. So sind auch die Temperaturen bis -15°C kein Problem.
In Pokhara gewöhnen wir uns wieder langsam an die "Zivilisation" und genießen den Komfort eines Hotels. Beim Shoppen entdecken wir den Laden der Organisation "Helping Hands". Angezogen von den vielen bunten Schals und Tüchern betreten wir den Laden und sind sehr überrascht, dass der Laden zu einer Behindertenwerkstatt, in der gehörlose Nepalesen arbeiten, gehört. Schnell kommen wir ins Gespräch- mit dem netten Verkäufer auf Englisch, mit Bikash gebärdend. Er zeigt uns seinen Webstuhl und berichtet, dass vor Corona 120 Menschen mit Handicaps in dem Betrieb gearbeitet haben. Jetzt kommen die Leute eher zögerlich zurück. Zudem fehlen die Kunden, da der Tourismus nach der Pandemie erst wieder anlaufen muss. Insgesamt gibt es in Nepal ca 155.000 Gehörlose und 20- 25 Schulen für Gehörlose. Die Versorgung mit Hörgeräten erfolgt über die staatlichen Krankenhäuser und über Spenden, eine Versorgung mit CI ist in Nepal nicht üblich. Wir kaufen mit gutem Gewissen etliche "Mitbringsel" für Familie und Freunde in Deutschland.
Zurück in Kathmandu gibt es noch einen kleinen Kochkurs und einen Besuch im "Haus der Hoffnung", einem Waisenhaus, in dem 160 fröhliche Kinder leben.
Fazit:
Auch mit dem CI kann man eine Abenteuerreise unternehmen!!
Man muss eben nur etwas anders planen. Die Verständigung klappt (fast) immer, zur Not mit Händen und Füßen oder einem kleinen Wörterbuch (Handyempfang hat man nicht überall).
Die Sicherheitskontrolle am Flughafen ist wesentlich entspannter, wenn man sich in die Obhut des Behindertenbegleitservices begibt. Die Mitarbeiter "regeln" vieles und man spart auch lästiges Anstehen.
Generell erweitern Reisen den Horizont, schärfen den Blick für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
Uns geht es in Deutschland so gut!!
Katja Bennemann