Wir gehen heute zu den drei Ixsen. Lutz ist auch dabei. 😉
Es ist Ende November. Wir schauen uns Sideboards für unsere Geschäftsstelle an. Wir entscheiden uns für zwei Sideboards, ein großes, ein kleines. Es gibt sowas Ähnliches, wie ein „Freibüro“ in der Abteilung, Corona lässt grüßen. Dort sitzt der Verkäufer, umringt von einer Großfamilie, die anscheinend auch einen Großeinkauf tätigt. Der Verkäufer stellt endlos Fragen und schaut endlos in seinen Computermonitor, tippt, hört endlos Antworten an, tippt, tippt, tippt. Es dauert endlos und von anderen netten Verkäufern keine Spur. Langsam schwillt mir der Kamm und Marion spielt ruhender Pol mit Ansteckungsbemühungen in Richtung Peter. Also ruhe ich in mir.
Bild: Unser Hinweisschild ohne "d", Foto: Marion Hölterhoff
Nach gefühlten 20 Jahren und realen ca. 30 Minuten, tanze ich „Endlich dran-Samba“ in Richtung zum „Freibüro“. Die ehemals kleine Ecke mit Schreibtisch und Zubehör ist nun ein mit Plexiglas abgeschotteter Bio- Bunker. Wir tragen unseren Kaufwunsch, mit Maske und dadurch etwas stimmabgebremst durch etliche Filterschichten und lärmgemindert durch die Plexiglasscheibe vor. Verständlicherweise ist das Verstehen daher etwas schwierig, besonders schwierig für CI Träger, wie Marion. Nachdem wir unseren Einkaufswunsch dann doch verständlich vermitteln konnten, eilt der Verkäufer in den Verkaufsraum.
Verdutzt schaue ich Marion an und meine: „Läuft der jetzt weg? Hat er Angst bekommen?“
Doch nein, er musste sich lediglich einen Zettel mit Daten vom Ausstellungsstück holen. Dann wird wieder getippt und uns mitgeteilt, dass die Möbel nicht auf Lager sind. Tadaa! Lieferzeit 4 bis 6 Wochen, das wäre dann schon fast Weihnachten. Tadaa!
Ab 01.01.22 möchten wir die neue Geschäftsstelle nutzen. Der Aufbau der Möbel dürfte also noch termingerecht möglich sein. So sagen wir zu, unterschreiben und müssen eine Anzahlung leisten. Na prima, nichts im Körbchen, aber schon Geld los geworden. Tadaa!
Im Dezember bekommen wir die Nachricht aufs Smartphone, dass sich die Lieferung bis Anfang Januar verzögert. Somit hat sich der pünktliche Aufbau erledigt und ein Tisch dient als provisorischer Technikplatz. Tadaa!
Wir bekommen also kein Weihnachtsgeschenk und auch Silvester ohne Böller bringt uns einer Lieferung nicht viel näher. Doch dann flattert am Wochenende eine Nachricht aufs Handy und verkündet, dass unsere Möbel abgeholt werden können. Anfang der folgenden Woche haben Rolf und ich das Anbringen der Vertikallamellen in der Geschäftsstelle geplant und wir verbinden das gleich mit der Abholung der Möbel. Daher trudeln wir Dienstag bei 3X ein, Marion erledigt die Restzahlung und dann begeben wir uns zur Ausgabe. Da dürfen wir auf der Rampe in der Kälte ausharren, weil schon ein Kunde im Ausgabevorraum des Lagers ist und nur ein Kunde in den Raum darf. Corona halt. Nach etlichen Minuten und fast angefrorenen Mundnasenmasken dürfen wir dann in den etwas wärmeren Vorraum. Der Lagermensch nimmt unsere Abholpapiere und begibt sich zum Möbel besorgen in den hinteren Lagerbereich. Ich murmele: „Jetzt ist er im Hintern“. Marion und ich warten und warten, Rolf friert sich draußen seine Einzelteile ab. Nach gut 10 Minuten sage ich zu meiner Angetrauten: „Der ist zu lange weg, der sagt uns gleich, dass die Möbel nicht da sind. Oder er hat sich verlaufen. Oder er steckt im Aufzug.“
Nach weiteren Minuten erscheint er doch tatsächlich mit einem Rollwagen mit zwei Paketen darauf. Unsere aufkeimende Freude erstickt er aber sofort im Keim, indem er uns mitteilt, dass die 2. Kommode nicht da ist. Er teilt uns leicht betrübt mit, dass das Paket in Lüdenscheid herumsteht und den Weg nach Iserlohn wohl nicht gefunden hat. Natürlich fordert er das umgehend an, sagt er und Quark und upps und leider müssen sie dann nochmal kommen. Ich rufe sie an. Tadaa!
Ich überlege, ob ich ausrasten soll, bekomme aber lieber einen verzweifelten Lachanfall und kullere fast die Rampe runter. Aber immerhin können wir das einsame große Sideboard nach ca. 45 Minuten vergeudeter Lebenszeit einladen.
Ausladen können wir es vor der Geschäftsstelle, allerdings müssen wir um den Wagen der Werbetechnikfirma, die gerade unser drei Meter großes Logo an die Fassade schraubt, herumtragen. Kurz darauf darf ich das Hinweisschild begutachten. Dem Monteur entgleisen die Gesichtszüge und seine Augen weiten sich peinlich erstaunt, als ich ihn frage, wo er das „d“ vom Wort Verband versteckt hat. Das „d“ wurde vergessen und nun heißen wir Cochlea Implantat Verban.
Echt nicht unser Tag heute. Jetzt heißt es, warten auf die Kommode und warten auf das „d“ (mein Gott, tut das weh).
Schon am nächsten Tag erhält Marion eine Nachricht aufs Handy, dass die Kommode abholbereit sei. Oh, ging ja schnell. Frohen Mutes und mit einem Liedchen auf den Lippen fahren wir mittags zur Ausgabe mit drei X. Wieder erstmal in der Kälte draußen warten, denn hier stauen sich schon drei Abholer.
Als unser guter Lagermensch mit einer Rollkarre und darauf ein Großpaket durch die Tür eiert, platzt einem Kunden der Kragen und er mault den Lagermenschen an, weil er schon seit zehn Minuten wegen einer Unterschrift hier draußen wartet. Schon entfacht eine heiße Diskussion über Schwachsinn an sich und hier im Besonderen. Diese blöde, nur das Warten verlängernde Diskussion bringt mich dann wieder etwas in Rage und ich rufe etwas lauter, „ mach jetzt Schluss mit dem Scheiß“. Woraufhin mich zwei Paar leicht zusammengekniffener Augen böse anfunkeln und der Satz im Duo fällt: „Meinten sie etwa mich?“ In Anbetracht von muskelbepackten Oberarmen erwidere ich etwas leiser, „Nee, eure blöde Diskussion, die uns hier weiter aufhält.“
Es vergehen weitere Minuten, bis wir auch heute wieder in den Vorraum vordringen dürfen. Das entsetzt leise uns Wiedererkennen des Lagermenschen, lässt mich Böses erahnen. „Sagen Sie jetzt nicht, das Ding ist gar nicht da“, höre ich mich durch meine Maske sagen. „Mir liegt hier nicht vor, dass das Paket hier angekommen wäre. Diese Nachricht, die Sie erhalten haben, erfolgt automatisch. Ich hatte doch gesagt, dass ich Sie anrufe, wenn es da ist“
Tadaaa! Tadaaaaaaa! Tadada!
Wir sollen nun warten, bis er uns anruft. Also warten wir, aber eins ist sicher, nie wieder drei X mit oder ohne Lutz, da machen wir jetzt drei Kreuze XXX.
Text: Peter Hölterhoff