Junge Menschen hören gerne laute Musik. Über Smartphon oder MP3 Player lassen sie sich stundenlang, im wahrsten Sinne des Wortes ohrenbetäubende Klangwelten in die Ohren schallen. Spätere Hörschäden sind nicht selten die Folge. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Fernmeldeunion (ITU) haben nun einen neuen Standard, den WHO-ITU H.870-Standard entwickelt, der junge Menschen vor Hörschäden durch das Konsumieren von lauter Musik schützen soll. Nach den Vorstellungen der WHO, sollen die Hersteller von Audiogeräten diesen Standard freiwillig in ihren Geräten anwenden.
Die Empfehlung ITU-T H.870 beschreibt die Anforderungen an sichere Hörgeräte und -systeme. Sie bezieht sich auf persönliche / tragbare Audiosysteme, insbesondere solche zum Abspielen von Musik.
Von dieser Empfehlung sind die folgenden Gerätetypen ausgeschlossen:
- Zweiwege-Kommunikationsgeräte (wie Walkie-Talkies usw.);
- Rehabilitations- und medizinische Geräte (z. B. Hörgeräte, FM-Systeme und andere unterstützende Hörgeräte (ALD), die als Teil von Hörgeräte- und Cochlea-Implantatsystemen zugelassen sind usw.)
- persönliche Tonverstärkungsgeräte;
- professionelle Audioanlagen.
Der Standard lässt den Nutzer selbst entscheiden, ob er gesundheitsbewusst Musik hört oder nicht. Dazu bekommt er Informationen zu seinem Nutzerverhalten. Es werden Lautstärke und Dauer des Musikkonsums mit Referenzangaben verglichen und daraus ein persönliches Hör-Profil erstellt. So erfährt der Nutzer, wie gesund oder ungesund sein Hörverhalten ist. Es besteht die Möglichkeit, die Lautstärke zu begrenzen. Auch Eltern sollen über Einstellkontrollen eingreifen können. Das Einblenden von entsprechende Warnmeldungen soll ebenfalls möglich sein.
Der zunehmende Verkauf von Smartphones (1,5 Milliarden verkauften Geräten im Jahr 2016 weltweit) hat eine erhöhte Verwendung von persönlichen Audiosystemen zum Musikhören mit hoher Lautstärke und Langzeitdauer zur Folge. Damit steigt das potenzielle Risiko einen Hörverlust zu erleiden.
Der neue Standard wurde gemeinsam von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der ITU im Rahmen der "Make Listening Safe" -Initiative entwickelt und von beiden Organisationen übernommen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass:
- - 466 Millionen Menschen, davon 34 Millionen Kinder bereits an irreversiblem Hörverlust leiden (fünf Prozent der Weltbevölkerung). Diese Zahl wird in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich weiter steigen, sofern nicht die Risikofaktoren für Hörverlust gemindert werden.
- - Etwa eine Milliarde Menschen durch unsichere Hörpraktiken einem Hörverlustrisiko ausgesetzt sind.
- - 50 Prozent aller Menschen zwischen zwölf und 35 Jahren gefährdet sind, ihr Hörvermögen durch Beschallung mit lauten Geräuschen zu verlieren.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus möchte vor allem das Verständnis der jungen Menschen dafür wecken, dass ein einmal verlorenes Hörvermögen nicht mehr zurückkommt.
Jetzt sind die Hersteller von Audiosystemen und –Geräten an der Reihe, den empfohlenen Standard auch umzusetzen.
Text: Peter Hölterhoff
Quellen: WHO Empfehlung ITU-T H.870, Richtlinien für sichere Hörgeräte / -systeme, Heise online