Überall hören, listen everywhere heißt das System, das der Werkhof für Schwerhörige, Hörgeräte- und Ci-Träger installiert hat. Bei dem Test des CIV NRW e.V. und der CI Selbsthilfegruppe (SHG) Hagen, die Hörschnecken am 10.März zeigte sich das System erst einmal als hear nothing , nichts hören.
Das Werkhof Kulturzentrum in Hagen Hohenlimburg hatte den CIV NRW e.V. gebeten die neue Anlage unter realen Bedingungen zu testen. Mit acht hörbeeinträchtigten Personen unserer CI-SHG Hagen, die sich für den Test bereiterklärt hatten, nahm ich als gut hörende Testperson teil.
Für den Test war die Vorstellung des Theater Mummpitz, eine Farce in zwei Akten von Edward Taylor ausgewählt worden. Mit sieben Akteuren und somit sieben verschiedenen Stimmen, mal lauter, mal leiser gesprochen und dazu ein voller Saal mit Publikum, stellte das Stück eine besondere Herausforderung für die Testpersonen dar. Die Testgruppe war mit Hörgeräte- und CI-Träger gut gemischt. Es fanden sich verschiedene Konstellationen, wie beidseitig CI versorgte, CI und HG und nur HG versorgte Hörbeeinträchtigte. Auch verschiedene CI und Smartphone Fabrikate waren vertreten. Dazu gesellte ich mich, mit Kopfhörer ans Handy angeschlossen, als gut Hörender hinzu. Für einen Test unter realen Bedingungen also gute Voraussetzungen.
Nicht so gute Voraussetzungen zeigten sich im Bereich der neuen Technik des Werkhofs, des „Listen Everywhere“- Systems. Die Tester hatten im Vorfeld die „Listen Everywhere“ App auf ihre Smartphones installiert. Die Verbindung in das WLan-Netz des Werkhofs kam mit tatkräftiger Hilfe des Werkhoftechnikers zustande. Bei der Verbindung der App holperte es dann aber doch etwas und die App offenbarte ihre Schwächen. Kurz vor Beginn der Aufführung um 20 Uhr, waren dann endlich alle Tester mit dem System verbunden. Doch mit Start der Aufführung fiel das System wieder komplett aus und alle Tester hatten zeitgleich keine Verbindung mehr.
Stellt euch die Situation vor: Vorne auf der Bühne spielt Mummpitz, mitten im lachenden Publikum sitzen, verzweifelt ins Handy tippende und vom Techniker geflüsterte Hinweise befolgende Tester, den bösen Blicken der anderen Zuschauer im Nahbereich ausgesetzt.
Da heißt es, Nerven behalten, Ruhe bewahren und freundlich zurückblicken.
Bis zur Pause konnte der Fehler im Server-, WLan-Bereich nicht gefunden werden. Von Teil 1 der Show haben die Tester also nicht viel mitbekommen, dafür hatten sie ihre eigene Farce.
In der Pause gelang es dem Techniker das System wieder sendebereit zu machen und die Tester konnten sich stabil über ihre Smartphones zuschalten. Den 2. Teil des Theaterstücks konnten die Tester dann die Audiosignale von der Bühne über ihre Smartphones empfangen und in ihre CI und HGs streamen und so den zweiten Teil genießen.
Ich hörte über mein Smartphone direkt und über Kopfhörer. Das Audiosignal kam bei mir deutlich an, aber über Kopfhörer konnte ich den zu leisen Ton nicht lauter regeln. Einige Tester hatten Lautstärkeschwankungen, andere hörten und verstanden gut über das System.
Zu sagen wäre, dass der Originale Ton von der Bühne und der Ton aus dem Smartphone minimale zeitliche Unterschiede aufweist. Es kann so zu Echoeffekten kommen. CI Träger sollten die CI eigenen Mikrofone daher ausschalten. Ein Lippenlesen wäre aber mit der Verzögerung beim Test möglich gewesen.
Bei laufender Vorstellung wurde nicht mehr näher darauf eingegangen und nach der Veranstaltung vorerst auf eine konkrete Analyse verzichtet. Wir kamen mit dem Werkhof überein, einen weiteren ausführlichen Test außerhalb von einer Veranstaltung zu machen.
Text und Bilder: Peter Hölterhoff
(Mit Tester sind sowohl weibliche, männliche und andere Geschlechter gemeint)