joomplu:2116Hochdotierter Wissenschaftspreis der Fondation Pour l’Audition für Göttinger Hörforscher
Prof. Dr. Tobias Moser erhält hohe Auszeichnung von französischer Fondation Pour l’Audition (FPA): „Großer Wissenschaftspreis 2020“ würdigt seine Pionierarbeiten auf dem Weg zum optischen Cochlea-Implantat für die Behandlung von Hörverlust. Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert.

Bild: Prof. Dr. Tobias Moser, Foto: Peter Hölterhoff

 

Prof. Dr. Tobias Moser, Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist für seine revolutionären Beiträge in der Hörforschung mit dem „Großen Wissenschaftspreis 2020“ der französischen Fondation Pour l’Audition (FPA) ausgezeichnet worden. Die FPA würdigt damit seine Pionierarbeiten bei der Entwicklung des optischen Cochlea-Implantats, das hunderttausenden schwerhörigen und tauben Menschen weltweit die Hoffnung auf ein deutlich verbessertes Hörempfinden gibt. Der „Große Wissenschaftspreis“ der Fondation Pour l’Audition ist mit 100.000 Euro dotiert und wurde am Mittwoch, dem 18. November 2020 im Rahmen einer virtuellen Feierstunde verliehen.

Der Göttinger Neurowissenschaftler und Mediziner Tobias Moser ist in einer Viel-zahl von Netzwerken am Göttingen Campus aktiv. Moser ist Sprecher des Exzellenzclusters „Multiscale Bioimaging: Von molekularen Maschinen zu Netzwerken erregbarer Zellen“ (MBExC) und des Sonderforschungsbereichs SFB 889 „Zelluläre Mechanismen sensorischer Verarbeitung“. Prof Moser leitet neben dem Institut für Auditorische Neurowissenschaften an der UMG zudem als Max Planck Fellow Forschungsgruppen an den Göttinger Max-Planck-Instituten für biophysikalische Chemie (MPI-BPC) und für experimentelle Medizin (MPI-EM) und arbeitet als Brückenprofessor am Deutschen Primatenzentrum (DPZ), Leibniz-Institut für Primatenforschung.

Den Grundstein für die Entwicklung des optischen Cochlea-Implantats legen Prof. Mosers bahnbrechende Erkenntnisse zur Physiologie und Anatomie von Synapsen der Haarsinneszellen und deren Fehlfunktionen bei Erkrankungen des Innenohrs. Mit einer innovativen Kombination von modernen gentherapeutischen und optogenetischen Techniken gelangen Tobias Moser und kooperierenden Wissenschaftler*innen die zielgenaue Stimulation der Hörnerven mit Licht-Impulsen im Tiermodell. Als molekularer „Lichtschalter“ dienen dabei Kanalrhodopsine, die zuvor per Gentransfer über Viren in Hörnerven-Membranen eingeschleust und eingebaut wurden. Diese lassen sich mit Hilfe von schwachen Lichtpulsen aktivieren und imitieren so die Funktion der bei Taubheit oft verlorenen Haarsinneszellen. Das Verfahren ermöglicht eine sehr viel höhere räumliche Präzision als die Anregung mit Strom über Elektroden, die beim aktuellen Cochlea-Implantat zum Einsatz kommt. Mit diesem neuartigen Ansatz hat Prof. Moser die Hörforschung einen großen Schritt in Richtung Entwicklung optischer Cochlea-Implantate für Menschen vorangebracht. Das „Hören mit Licht“ könnte zukünftigen Nutzer*innen eine feinere Unterscheidung von Tonhöhen und somit ein besseres Verstehen von Sprache in lauter Umgebung sowie größeren Musikgenuss eröffnen. Für seine wissenschaftlichen Beiträge auf dem Gebiet der Hörforschung wurde Prof. Tobias Moser bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Leibniz-Preis 2015, dem Ernst-Jung-Preis 2017 und dem Guyot-Preis 2019.

Der Preisträger

Prof. Dr. Tobias Moser ist 1968 in Görlitz geboren. Er schloss sein Medizinstudium in Leipzig und Jena/Erfurt mit der Promotion zum Dr. med. im Jahr 1995 ab. Von 1994 bis 1997 arbeitete er als Postdoktorand bei Nobelpreisträger Prof. Dr. Erwin Neher am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen. Dort war er von 1997 bis 2001 Nachwuchsgruppenleiter. Zeitgleich absolvierte er bei Prof. Dr. Wolfgang Steiner an der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Universitätsmedizin Göttingen eine Facharztausbildung für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. 2003 wurde er habilitiert und 2005 zum W2-Professor, 2007 schließlich zum W3-Professor für Auditorische Neurowissenschaften an der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der UMG berufen. Seit 2015 ist er Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften an der UMG. Tobias Moser ist verheiratet und hat drei Kinder.

Der Preis

Der „Große Wissenschaftspreis“ wird jährlich von der französischen Foundation Pour l'Audition (FPA) vergeben, um exzellente Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen zu ehren, die wichtige Durchbrüche in der Hörforschung erzielt haben. Die FPA wurde gegründet, um das öffentliche Bewusstsein für die Hörgesundheit zu schärfen, Durchbrüche in der Hörwissenschaft zu fördern und neue Lösungen für die Therapie von Erkrankungen des Hörsinnes zu entwickeln.
Quelle: Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität

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