Hörprozesse im Hirn
Die Nachwuchspreise 2015 der Leibniz-Gemeinschaft gehen an einen Wirtschaftswissenschaftler aus Kiel und eine Hirnforscherin aus Magdeburg
Auf ihrer Jahrestagung in Berlin hat die Leibniz-Gemeinschaft die herausragenden Doktorarbeiten des Wirtschaftswissenschaftlers Tobias Stöhr aus Kiel und der Neurobiologin Judith Mylius aus Magdeburg mit ihrem Nachwuchspreis ausgezeichnet. Die Arbeiten beschäftigen sich mit sozialen und wirtschaftlichen Aspekten der internationalen Arbeitsmigration und dem Ablauf verschiedener Prozesse im Gehirn beim Hören.
Dr. Tobias Stöhr (29) vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel analysierte in seiner Dissertation „Social and Economic Effects of Migration“ verschiedene soziale und ökonomische Effekte internationaler Arbeitsmigration aus Sicht von Migranten und ihrer Familien.
Dr. Judith Mylius (35) vom Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg hat in ihrer Doktorarbeit „Phasic and tonic changes of neuronal activity in primate auditory cortex induced by the dopaminergic ventral midbrain“ den Zusammenhang verschiedener kognitiver Prozesse wie Hörverständnis, Motivation und Aufmerksamkeit im Gehirn untersucht. Durch Verhaltensexperimente mit Langschwanz-Makaken zeigte sie, dass der Botenstoff Dopamin das Hörzentrum in der Großhirnrinde beeinflusst und ein motiviertes Individuum besser hört, da die Nervenzellen durch das Dopamin Signale besser verarbeiten können. Mit der Beantwortung dieser alten neurobiologischen Frage eröffnen sich neue Behandlungswege für Menschen mit Lernstörungen aufgrund einer Degeneration des Dopamin-Systems mit Tiefer Hirnstimulation. Durch die Verwendung nicht-menschlicher Primaten statt Nagern als Tiermodell ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass Mylius‘ Erkenntnisse besser und schneller auf den Menschen übertragen werden können. Schließlich verfügen die Langschwanz-Makaken über eine dem Menschen sehr ähnliche Hirnorganisation und kognitive sowie sensomotorische Leistungen. Es gibt bereits konkrete Planungen, die Ergebnisse aus Judith Mylius‘ Dissertation für die Entwicklung neuer Tiefer Hirnstimulationsprotokolle in der Stereotaktischen Neurochirurgie in Magdeburg zu verwenden.
Judith Mylius setzt ihre Forschung auch nach Abschluss des Promotionsverfahrens am Leibniz-Institut für Neurobiologie fort.
Publikationen:
- Mylius, J. et al. (2013). Subcortical auditory structures in the mongolian gerbil: I. Golgi architecture. Journal of Comparative Neurology vol. 521, iss. 6, pp. 1289–1321. DOI: 10.1002/cne.23232
- Mylius, J. et al. (2015). Fast transmission from the dopaminergic ventral midbrain to the sensory cortex of awake primates. Brain Structure and Function. November 2015, vol. 220, iss. 6, pp 3273-3294. DOI: 10.1007/s00429-014-0855-0.
- Huang, Y, Mylius, J. et al. (2014) Tonic effects of the dopaminergic ventral midbrain on the auditory cortex of awake macaque monkeys. Brain Structure and Function, advance online publication. DOI: 10.1007/s00429-014-0950-2.
Christoph Herbort-von Loeper M.A.
Leibniz-Gemeinschaft
(gekürzte Fassung)