Auf Social Media-Plattformen wie Facebook findet sich eine große Fülle an gesundheitlichen Fehlinformationen. Dies lässt sich etwa am Beispiel von Neuigkeiten zum Thema „Impfen“ beobachten. Gleichzeitig verringert sich die Zahl von Spezialisten im Gesundheitsjournalismus. Eine solche Entwicklung kann ernsthafte schädliche Auswirkungen haben.
Menschen wenden sich an soziale Netzwerke, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren. Doch diese Netzwerke sind übersät von Falschmeldungen und Ungenauigkeiten, wie Forscher in Sydney herausgefunden haben.
„Eine Untersuchung legt nahe, dass bis zu einem Drittel der Videos bei Youtube über bestimmte Gesundheitsthemen ungenaue oder verzerrte Informationen wiedergeben.“, erläutert die Expertin Maryke Steffens, die zur Zeit im Rahmen einer großen Studie am Australian Institute of Health Innovation‘s Centre for Health Informatics der Macquarie University über die Verbreitung von klinischen Nachweisen und Fehlinformationen forscht.
„Eine andere Studie, welche sich mit Impf-Seiten bei Facebook beschäftigt, hat herausgefunden, dass über die Hälfte der Posts nicht mit den offiziellen Richtlinien für die Immunisierung übereinstimmen und damit falsche Informationen wiedergeben.“
Medizinische Nachweise von fundierter klinischer Forschung sollten die Grundlage für unsere Entscheidungen in gesundheitlichen Fragen sein. Doch wenn diese Nachweise außerhalb der Forschung in Umlauf geraten und sich im öffentlichen Raum mit anderen Glaubenseinstellungen oder Meinungen vermischen, was sehr oft bei sozialen Netzwerken der Fall ist, sind Mythen und Fehlinformationen das Resultat.
Wenn es unsere Gesundheit betrifft, kann dies alarmierende Folgen haben. In manchen Fällen sind die Auswirkungen sogar fatal.
Soziale Netzwerke bieten eine nützliche Quelle an aktuellen Informationen und sie versorgen uns mit einer ausgezeichneten Plattform, um Fragen loszuwerden und über Crowdsourcing nützliche Antworten zu allen möglichen Themengebieten zu erhalten. Gleichzeitig sind sie jedoch auch eine Brutstätte von versponnenen Theorien, fehlerhaften Angaben und fragwürdigen Agenden.
Ein weiteres großes Problem ist, dass sich die Zahl der spezialisierten Journalisten beständig verringert: Die Anzahl der Neuigkeiten in Medizin und Forschung, welche von der allgemeinen Presse abgedeckt werden, nahm seit 2014 fast ein Drittel ab, so Steffens.
„Journalisten, die keine Spezialisten in diesem Bereich sind, berichten neuerdings viel häufiger über Neuigkeiten zur Gesundheit, aber ihnen fehlen die Fähigkeiten, das Wissen und die Zeit, um die qualitativen Standards im Gesundheitsjournalismus aufrecht zu erhalten“, berichtet Steffens.
Gleichzeitig, so sagt sie, werden die sozialen Netzwerke viel mehr als Mittel zur Informationsbeschaffung zu Gesundheitsthemen genutzt. Statistiken von 2016 zeigen, dass fast die Hälfte aller Australier Social Media sofort nutzen, wenn sie aufwachen, und dass 35 % Social Media verwenden, um sich über Neuigkeiten und aktuelle Ereignisse zu informieren.
Das bedeutet, dass Menschen Zugang zu einer weit gefächerten und vielfältigen Bandbreite an Quellen haben. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass die Nutzer die Qualität und Glaubwürdigkeit dieser Informationen selbst abschätzen müssen.
Studien in den USA haben gezeigt, dass 80 % der Internet-Nutzer online nach Informationen zur Gesundheit gesucht haben und dass 42 % der amerikanischen Erwachsenen angeben, dass Informationen auf Social Media ihre Entscheidungen bei gesundheitlichen Angelegenheiten, wie etwa Sport oder Ernährung, beeinflussen würden.
Steffens erläutert, dass die zahlenmäßige Abnahme von Spezialisten im Gesundheitsjournalismus damit einhergeht, dass ihre breiter aufgestellten Kollegen dazu tendieren, neue und interessante Funde abzudecken. Dies kommt viel eher vor, als dass sie nachfolgende Studien präsentieren, die eine Annahme widerlegen oder mit zusätzlichen Nachweisen versehen.
Eine Studie von 2017 über Veröffentlichungen zur Krebs-Forschung hat entdeckt, dass der Grad der Aufmerksamkeit in den Medien zu den jeweiligen Aufsätzen in keinerlei Verhältnis zu deren Qualität steht, sondern sich viel eher an weniger relevanten Faktoren, wie etwa der Verfügbarkeit des Aufsatzes durch Open Access oder der Unterstützung durch eine Medienmitteilung, orientiert.
Steffens führt aus, dass aufgrund von niedrigeren Standards im Gesundheitsjournalismus die Gefahr besteht, dass sich im öffentlichen Raum Fehlinformationen verbreiten. Gerade für Journalisten, die nicht auf diesen Bereich spezialisiert sind, sei es schwierig, eine übertrieben dargestellte und emotionale Sichtweise zu erkennen, die Forschungsergebnisse möglicherweise verfälscht oder verzerrt darüber Bericht erstattet.
Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, wären Schulungen von nicht auf diesen Bereich spezialisierten Journalisten. Eine andere Möglichkeit findet sich in der Technologie, mit deren Hilfe Tools entwickelt wurden, die automatisch die Fakten überprüfen: Diese können den Wahrheitsgehalt von Aussagen zur Gesundheit auf sozialen Netzwerken, in Interviews und in Reden abwägen, indem sie auf Datenbanken oder zuvor bereits in der Forschung nachgewiesene Annahmen zurückgreifen.
Ein Beispiel hierfür wäre etwa die Seite „Full Fact“ in dem Vereinigten Königreich, das Tool „ClaimBuster“ der University of Texas at Arlington, oder die Seite „Share the Facts“ der Duke University.
Obwohl es verlockend scheint, stellt das Vermeiden von Social Media keine Lösung dar, so Steffens. Soziale Netzwerke seien für viele Menschen eine wichtige Quelle, um an Informationen zu gelangen. Dennoch: „Fehlinformationen haben sehr reale Auswirkungen auf die Gesundheit“, sagt sie.
Fehlinformationen haben etwa in Japan die öffentliche Angst vor der HPV-Impfung (gegen Gebärmutterhalskrebs) geschürt und in der Folge hat die Regierung ihre Empfehlung für diese Impfung 2013 zurückgezogen. Diese Angst hat sich laut Steffens leider weltweit verbreitet und sei teilweise auf die Reichweite in den sozialen Netzwerken zurückzuführen.
Quelle: Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann
Studie: Maryke Steffens, Australian Institute of Health Innovation

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