FAU-Wissenschaftler will den kleinen Bruder des Tinnitus – den Zwickerton – besser verstehen.
Ein Pfeifen, das nicht mehr überhört werden kann. Millionen Menschen werden täglich vom Tinnitus begleitet. Um die dahintersteckenden Mechanismen besser zu verstehen, forscht Dr. Achim Schilling von der HNO-Klinik an der FAU am Zwickerton, einem künstlich erzeugten kurzen Phantomgeräusch, ähnlich einem Tinnitus. Das mit 400.000 Euro geförderte DFG-Projekt läuft drei Jahre.
Alle, die ihn kennen, wissen, dass der Tinnitus keine äußere, physikalische Schallquelle hat und dennoch unüberhörbar ist. Am Tinnitus wird geforscht – allerdings nicht immer unter idealen Bedingungen. Zum Bespiel ist oft unbekannt, unter welchen Umständen genau und wann der Tinnitus das erste Mal auftritt.
Hierin liegt der Vorteil des Zwickertons: Er kann kontrolliert ausgelöst werden. Dazu spielt man gesunden Testpersonen oder Versuchstieren ein sogenanntes weißes Rauschen vor, aus dem einige Frequenzen herausgenommen werden. In dieser Frequenzlücke hören die Menschen den Zwickerton, der sich genauso wie ein „echter“ Tinnitus anhört. So lässt sich zum Beispiel steuern, bei welchen Frequenzen und unter welchen Umständen Menschen den Zwickerton hören.
Ziel der Forschung von Dr. Schilling und seinem Team ist es, ein Modell zu entwickeln, mithilfe dessen Therapien und Einflüsse auf den Tinnitus getestet werden können. Der Zwickerton ist dabei wichtig, da er es erlaubt, die Forschung in einer besser kontrollierbaren Umgebung durchzuführen „Die Frage, die wir uns stellen ist, ob Zwickerton und Tinnitus angemessen verglichen werden können. Wenn sich herausstellt, dass die neuronalen Mechanismen des Tinnitus und des Zwickertons ähnlich sind, hätten wir fortan ein Modell, das nicht mehr so stark auf Behelfsmittel wie zum Beispiel Computermodelle angewiesen ist,“ sagt Dr. Schilling.
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg