joomplu:3398Rahmenprogramm der CIV –NRW Jahreshauptversammlung am 11.05.2019 in Gelsenkirchen
Die Einladung zur Jahreshauptversammlung war mir rechtzeitig zugegangen und passte auch in meinen Terminplan hinein.
Gerne bin ich nach Gelsenkirchen gefahren um alte Bekannte wiederzusehen und neue Menschen kennenzulernen. Es ist für mich immer wieder ein tolles Gefühl, mit anderen Betroffenen zusammen zu sein. Keine Erklärungsnotstände zum Hörstand, keine dummen Reaktionen auf meine „Hör-Reaktionen“. Einfach mal wieder für ein paar Stunden abschalten vom Alltag und das in Verbindung mit viel, viel Information.
Neben den Firmen AB, auric, Cochlear, Humantechnik, Med El und Oticon waren auch diverse andere Gäste geladen.

Das Rahmenprogramm wurde eröffnet von Frau Claudia Middendorf (Beauftragte für Menschen mit Behinderung sowie Beauftragte für Patientinnen und Patienten in NRW). Sie konnte uns mitteilen, dass unser Handicap „Hören“ mittlerweile auch im politischen Bereich angekommen ist. Die Notwendigkeiten für FM-Anlagen, Schriftdolmetscher, Gebärdendolmetscher hat sie selber erleben dürfen und ist froh mittlerweile selber über eine FM-Anlage in ihrem Bereich zu verfügen. Es ist wichtig in Kontakt zu treten und sie hätte nunmehr das Wissen, was Hörgeschädigte benötigen. Nichtsdestotrotz ist gerade die Selbsthilfe als Unterstützer für sie als Landesbeauftragte so wichtig. Denn nur von dort bekommt sie konkrete Hinweise, wo der Schuh drückt und was verändert werden muss. Sie wäre jedochjoomplu:3419 auch über jeden Hinweis von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern erfreut. Dies auch mit Hinblick darauf, dass Politik nicht alles im Blick haben kann und Hilfe und Unterstützung von außen braucht.
Die Barrierefreiheit, die in der Landesbauordung vorgegeben ist, soll auch für Menschen mit Sinnesbehinderungen (Hörschädigung, Sehschädigung) besser umgesetzt werden.
Neubauten und Sanierungen sollen barrierefrei sein, technische Bestimmungen dazu erlassen und auch die Akustik der Gebäude / Räume soll für Sinnesbehinderte besser werden. Sie wies auch darauf hin, dass von diesen barrierefreien Sachen auch Nicht-Behinderte profitieren würden.
Die nächsten Schritte wären auch die Behindertenrechtskonvention mehr voranzutreiben und Barrierefreiheit auch im Gesundheitswesen zu erreichen. Hier ist die Patientenorientierung zu nennen, bei der der Patient im Mittelpunkt steht. Das Gesundheitspersonal (Ärzte vor allem) sollen eine patientengerechte Sprache sprechen – Alltagssprache eben, damit der Patient versteht (begreift) was besprochen wird.
Es sind noch viele andere Bereiche, die barrierefrei werden müssen (Verkehr). Auch hier die Feststellung – auch Nicht-Behinderte profitieren davon (ältere Menschen bei Bordsteinabsenkung, Menschen mit Kinderwagen bei Fahrbahnüberquerung und vieles weitere).
Sie lässt sich auch gerne in die SHGs einladen und kommt, wenn der Terminkalender dazu Zeit lässt.

Die nächsten Gäste kamen vom KSL MSi (Kompetenzzentrum Selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Sinnesbehinderung) und gaben uns Informationen zum Thema „Persönliches Budget“. Hier geht es um Geld- statt Dienst- oder Sachleistungen. Es ist keine Mehrleistung von schon bestehenden Leistungen, sondern eine andere Form, wie man seine Leistung erhält.
Ausgangspunkt ist an sich der Wunsch nach Wahlfreiheit und mehr Selbstbestimmung.
Es wurde der klassische Weg einer Antragstellung aufgezeigt sowie die Antragstellung für das persönliche Budget.
Beim persönlichen Budget beauftrag der Leistungsempfänger unmittelbar den Leistungserbringer (z.B. Putzfrau). Diverse gesetzliche Vorgaben müssen dann vom Leistungsempfänger beachtet und berücksichtigt werden (Minijob, Steuer usw.)

Es gibt diverse Leistungserbringer (Krankenkasse, DRV Bund etc.) und oft genug ist auch hier manches dann wieder einkommensabhängig.

Die EUTBs sind unabhängige Beratungsstellen und über Internet - www.teilhabeberatung.de – kann jeder für sich schon einiges an Informationen rausholen, u.a. die nächstgelegenen Beratungsstelle und es gibt auch einen Beratungsfilm. Ob er mit Untertitel für Hörgeschädigte ist weiß ich nicht – einfach ausprobieren und EUTB evtl. Rückmeldung geben.
Das Thema ist sehr umfänglich und auch individuell und daher bitte im Internet selber die nächsten benötigten Informationen suchen bzw. Beratungsstelle.

Zum Abschluss des Rahmenprogramms gab es eine Lesung für Hörgeschädigte. Die Autorin Felicity Whitmore (Indra Janorschke) las Schlüsselstellen aus ihrem Buch „Das Herrenhaus im Moor“.
Dazu gab es Informationen zu den Recherchen, die sie betrieben hat, um den Büchern ein möglichst authentisches Flair zu geben. Seien es die Landschaftsrecherchen zum Dartmoor und Exmoor, eine Hügellandschaft in der englischen Grafschaft Devon, mit vornehmlich Moor und Heide tragenden Flächen. Ebenso Informationen zur Geschichte der Psychiatrie in England, insbesondere die Zustände in den englischen Irrenanstalten und den Umgang mit Menschen, die als „Irre“ dort eingeliefert wurden.

Alles in allem mal wieder ein sehr gelungenes und abwechslungsreiches Programm.
Ans leiblich Wohl war auch gedacht mit Kaffee, kalten Getränken, Obst, Plätzchen und Salzstangen.
Nach dem Rahmenprogramm konnten wir uns an einem Mittagimbiss weiter stärken.
Danach ging es in die interessante Jahreshauptversammlung.
Text: Christine Schiffer Fotos: Toby Raulien

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