joomplu:3209Buchbesprechung des Jugendbuches    Blitz ohne Donner“
In diesem Buch erzählt die Autorin die Geschichte von Maria und Johannes, die sich kurz vor den Sommerferien das 1. Mal begegnen und sich von Anfang an sehr sympathisch sind. Daraus entwickelt sich eine liebevolle Verbindung zweier Jugendlicher mit allen „Höhen und Tiefen“. Also eine typische Liebesgeschichte. Doch die Beiden sind sehr verschieden, da sie in zwei sehr unterschiedlichen Welten leben.
Maria ist sehr musikalisch und hat ein außergewöhnlich gutes Gehör. Sie spielt Harfe und Klavier und kann auch gut singen. Ihre Welt ist die klassische Musik mit ihren umfangreichen Kompositionen sowie den entsprechenden Komponisten.

Mit den modernen Songs kann sie nicht viel anfangen. Verwunderlich ist dieses allerdings nicht, denn sie kommt aus einer Musiker-Familie. Ihre Mutter – eine Italienerin – ist ausgebildete Sängerin und ist viel auf Tournee. Sie singt in Opern, in Konzertsälen, auf Liederabenden usw. Ihr Vater ist Konzertpianist und ebenso sehr viel unterwegs. So hat Maria bis zu diesem Sommer ihr Leben in einem Internat an der Nordsee verbracht.
Auch Johannes kann mit der modernen Musik nichts anfangen. Aber er hat auch keinen Zugang zu an anderen Musikstilen, egal welche. Er ist nämlich taub. Er hat zu sprechen gelernt und kann von den Lippen lesen. Außerdem benutzt er zur Unterstützung Gebärden. Seine Sprache klingt etwas fremdartig und rau. Es hört sich an, wie jemand, der erkältet ist. Seine Aussprache ist teilweise undeutlich und der Stimmmodus fast immer gleich – ohne deutliches Gespür für laut und leise, für hoch und tief sowie für Frage und Antwort. Er geht auf eine Schule für Schwerhörige und Gehörlose. In seinem Elternhaus spielt die Musik keine große Rolle - vielleicht auch wegen Johannes. In einer Familie mit Geborgenheit, Verständnis, Aufgeschlossenheit und Respekt sowie Liebe wächst er auf. Die Familie lebt in einem großen, aber alten Haus mit Garten. Zu ihr gehören noch zwei weitere Söhne, Andreas fünf Jahre älter und Thomas knapp zweiJahre jünger als Johannes. Ferner gehört Johannes noch ein mittelgroßer wuscheliger Hund namens Bailando. Sein Vater Stefan ist Professor der Mathematik und seine Mutter Sophia Übersetzerin. Johannes ist glücklich und zufrieden in seiner stillen Welt. Er selbst denkt, dass er das „seinen – nahezu – tadellosen Eltern“ verdankte. „Sophia und Stefan waren nett, immer da, wenn man sie brauchte, einsichtig, großzügig und reich.“
Die Geschichte der beiden Jugendlichen Maria und Johannes beginnt an einem heißen und sonnigen Tag, wie so viele Tage schon zuvor und es den ganzen Sommer noch sein werden. Kurz vor den Sommerferien zieht Marias Familie in das Nachbarhaus. Johannes spielt mit seinem Hund im Garten „Stöckchenwerfen“. Dabei fliegt eins versehentlich über die Hecke in den Nachbargarten. Weil Bailando trotz Aufforderungen nicht zurückkommt, schleicht sich Johannes leise durch die Hecke und was er dort sieht gefällt ihm auf Anhieb – ein Mädchen mit schwarzen Haaren und sie ähnelt auch noch seiner heimlichen Liebe aus dem Spanienurlaub. Sie spielt ausgiebig mit dem Hund und der scheint sich auch gut mit ihr zu verstehen. Maria und Johannes verstehen sich auf den ersten Blick und sind sich sofort sehr sympathisch. Von nun an verbringen sie ihre Freizeit möglichst zusammen. Sie essen Eis in der italienischen Eisdiele, gehen schwimmen, tanzen und vieles mehr. Im Laufe der Zeit kommen sie sich immer näher. Sie möchten den jeweiligen anderen, deren Welt so anders ist, besser verstehen. So versucht z.B. Johannes seine sportlichen Leistungen Maria näher zu bringen, wie das Springen vom Turm ins Wasser oder Maria ihr Singen und vor allem ihr Tanzen. Beide können eigentlich ganz gut miteinander kommunizieren. Aber zum besseren Verständnis lernt Maria einige Gebärden und notwendige Verhaltensweisen und Johannes versucht immer wieder seine Artikulation zu verbessern, so dass Fragen und Antworten beispielsweise besser zu unterscheiden sind. Marias größter Wunsch ist es, eine Möglichkeit zu finden, wie ihre Musik zu ihm kommen kann. Zu gerne möchte sie ihm ihre Welt zeigen mit all den schönen Melodien und Klängen, den klassischen und modernen Musikstücken, die ihm verborgen bleiben. Sie tüftelt an Möglichkeiten, doch alles was sie versucht, bringt Johannes nicht näher an Musik. Aber Maria gibt nicht auf! Es muss doch was geben! Sie macht einen weiteren Plan. Sie weiß, dass ein heranwachsendes Baby im Mutterbauch, die Musik, das Singen der Mutter oder der näheren Umgebung hören kann. Dieses passiert in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft, so ihre Erkundigungen. Also hat auch Johannes schon gehört. Sie befragt Sophia, die Mutter. Hat sie ein Lied, ein Kinderlied oder so in der Zeit gesungen? Oder gab es damals eine instrumentale Melodie? Nach einigem Zögern und Unverständnis willigte Sophia ein, Maria zu helfen. Gemeinsam – auch mit dem Rest der Familien – versuchen sie, die Melodie und den Text zu finden, an die sich Sophia nach einiger Zeit aber nur ganz wage erinnert. Es gibt viele Rückschläge und Enttäuschungen. In solchen Situationen möchte Sophia schon mal abbrechen, denn, obwohl sie sich bemüht, versteht sie nicht ganz den Sinn von Marias Wünschen.
„Er braucht keine Musik“, bestimmt Sophia. „Aber ich muss ihm doch einen Weg zeigen, einen Weg in meine Welt.“ „ Warum?“, fragt Sophia. „Warum gehst du nicht in seine Welt?“ „Du quälst ihn doch nur“, sagt Sophia. „Er kann nicht hören. Kein Wort, kein Lied.“ Maria schreit: „Ich quäle ihn doch nicht! Ich schenke ihm etwas.“ „Aber es geht nicht“, sagt Sophia. „Du gibst ihm ein Geschenk, und er kann es nicht auspacken. Er dreht es in den Händen, er schüttelt es, er weiß, es ist etwas drin, aber er bekommt es nie, nie, es quält ihn.“
Während der Gespräche von Sophia mit Maria erfährt Maria auch viel über das Leben von Sophia und der Familie, welche in Rückblenden erzählt werden. So berichtet die Mutter, dass Johannes erst durch eine Hirnhautentzündung mit einem Jahr ertaubte und sie alle lernten, damit umzugehen. Sophia gelingt es schließlich, die Melodie, auch mit Hilfe ihrer Eltern, zu finden. Ebenso erfolgreich kommen die Strophen in Erinnerung, die Sophia damals während der Schwangerschaft selbst ausgedacht hatte.
Zum Ende der Geschichte spielt Maria Johannes die Melodie vor. Johannes versteht nicht. Maria versucht ihm zu helfen, vergebens. Und da gelingt ihm, was Maria so vergeblich versucht hat, ihm zu zeigen. Johannes singt.
„Er schaut sie an, wendet sich ihr zu, ihre Hand gleitet von seinem Rücken. „Ich singe?“, fragt er. Sie nickt. „Deine Sprache?“ Sie nickt. Johannes singt. Und bewegt die Hände. Er schaut seinen Händen zu. Die sagen nur halbe Worte, Silben, große, langsame Silben. … Maria hält still. Sie wagt keine Bewegung. Eigentlich möchte sie die Musik abstellen. Die braucht sie nicht mehr. Was Johannes singt, hat nichts damit zu tun. Er singt wie ein arabischer Hirte in der Wüste. Lauter einzelne Töne.
Maria und Johannes sind sehr ergriffen und glücklich. Sie tauschen ihre Sprachen. Johannes singt und Maria versteht einige Worte in seiner Sprache.
Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen. Christa Ludwig hat einen gut verstehbaren Schreibstil. Es ist keine einfache Liebesgeschichte zweier Heranwachsenden, sondern der Fokus liegt auf dem gemeinsamen Bestreben von Maria und Johannes, die Welt des anderen zu verstehen – in die Welt hinein zu tauchen, den anderen in seinem Anderssein zu verstehen. Trotz des Themas ist es keine schwere Kost, sondern positiv und lebensfroh geschildert. Sicherlich wird es den einen oder anderen Leser zum Grübeln veranlassen. Vielleicht ist auch die eine oder andere Situation etwas überspitzt dargestellt. Dieses möge dann Betroffene eventuell etwas stören. Ich finde, das Buch ist interessant und wirklich zu empfehlen.
Rezension: Gudrun Bewerunge

Blitz ohne Donner“
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Verlag: Freies Geistesleben
Sprache: Deutsch
ISBN 10: 3772527760
ISBN 13: 978-3772527760

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