Gestern mal wieder ein *Super-Erlebnis* beim Arzt gehabt, passend ins Schema
"Der hörgeschädigte Patient und sein Arzt"
+++ Bitte denken Sie als Arzt daran, dass hörgeschädigte Menschen auch visuelle Unterstützung benötigen, um sich in vollem Umfang an der Kommunikation beteiligen zu können. (nicht von hinten ansprechen*, abwarten bzw. dafür sorgen bis Sichtkontakt da ist)
+++ Es ist nicht zweckdienlich, im Gespräch zu schreien oder schon gar nicht ins Ohr zu rufen*. Hörgeschädigte Patienten können zwar nicht gut hören, leiden jedoch nicht an einem Intelligenzdefekt.
+++ Bitte verwenden Sie keinesfalls eine verstümmelte Grammatik* oder gar Babysprache, denn beides wirkt außerordentlich diskriminierend.
*) beliebte "Bugs", wie ich sie gestern mal wieder erleben durfte. Der Mann hat mich des Öfteren als Patient gehabt, und ich habe ausreichend und immer wieder und immer wieder und immer wieder hingewiesen
("... und täglich grüßt das Murmeltier").
Das MTA-Team hingegen funktioniert super.
Schlecht ist der Arzt als Fachmann definitiv nicht.
Ich nehme mir jetzt nur die Freiheit, den Arzt zu wechseln.
Katja Fiebig
Schwerhörige und Ertaubte benötigen Ihre Rücksicht aber nicht Ihr Mitleid.
Viele Schwerhörige lesen von den Lippen ab. Drehen Sie sich darum in Richtung Gesprächspartner und sehen Sie ihn beim Sprechen an, damit er von den Lippen ablesen kann.
Darum: Sprechen Sie einen Schwerhörigen nie von hinten an. Die Hand vor dem Mund halten, also die Lippen verdecken und dadurch auch die Stimme dämpfen ist ebenfalls nicht hilfreich.
Sprechen Sie ruhig und nicht hektisch, langsam und deutlich mit gut geformten aber nicht übertriebenen Lippenbildern. Benutzen Sie einen normalen Tonfall.
Schreien hilft nicht, sondern verzerrt den Ton und verschlechtert das Sprachverständnis. Es kann bei Hörgeräte- und CI- Trägern sogar schmerzhaft sein.
Zögern Sie nicht zu fragen, ob der Schwerhörige Sie versteht. Bleiben Sie geduldig, falls es zu Verständigungsproblemen kommt.
Wichtige Dinge halten Sie schriftlich fest, um Missverständnisse zu vermeiden.
Gute Lichtverhältnisse ermöglichen besseres Lippenablesen.
Eine Unterhaltung in Gesellschaft ist für Schwerhörige besonders schwer zu führen. Führen Sie Schwerhörige in das Gesprächsthema ein und vermeiden Sie Themensprünge, die der Schwerhörige nicht mitbekommt.
Es versteht sich von selbst, dass Sie Schwerhörige oder Ertaubte nicht auslachen sollten, wenn sie etwas nicht verstanden haben oder falsche Antworten geben.
Erklären Sie bei komischen Antworten, warum die Antwort lustig war.
Störschall vermindert das Sprachverstehen bei Schwerhörigen und besonders bei Trägern von Hörhilfen. Vermeiden Sie daher bei einem Gespräch unnötige Hintergrund- bzw. Nebengeräusche (TV-Gerät oder Radio läuft. Auch eine eingeschaltete Dunstabzugshaube kann stören, usw)
Denken Sie daran, dass Schwerhörige oder Ertaubte Alarmrufe oder akustische Alarmsignale nicht immer wahrnehmen können.
Wichtig ist natürlich, dass Schwerhörige oder Ertaubte zu ihrer Behinderung stehen, damit der Hörende sich entsprechend verhalten kann.
Bitte denken Sie immer daran:
Es kann auch Sie jederzeit treffen.
Überarbeitung, Ergänzung und Anpassung von Ratschlägen des DSB, der DCIG und des CIV NRW e.V. durch die CIV NRW News Chefredaktion
Textübernahme von Katja Fiebig mit freundlicher Erlaubnis
Bild: Ursula Soffner