joomplu:5143Eine Krise birgt immer auch Potential für positive Veränderungen. So erging es auch dem CIC Rhein-Main in der Coronakrise - vor allem während des ersten Lockdowns: Wir mussten einige Wochen schließen und ein Großteil der Mitarbeiter:innen war während dieser Zeit - wie viele andere auch - im Überstundenabbau, Zwangsurlaub oder auch in Kurzarbeit. Zeit, um endlich mal Liegengelassenes anzugehen, wie zum Beispiel das Büro aufräumen, Therapiematerial sichten oder auch neues Therapiematerial erstellen. Dies betraf auch unseren Mitarbeiter Sebastian Mielau, der als Hörtherapeut und Audiologe in der Kaiserbergklinik in Bad Nauheim tätig ist. Schon lange war er als begeisterter Hobbyfotograf und -toningenieur auf der Suche nach einer Möglichkeit, in der Hörtherapie sprachfrei auf Geräuschebene zu arbeiten.
Poster: Marcus Rothe

Zwar gibt es bereits schöne Hörtrainings-Apps, diese zielen aber häufig auf Sprachverstehen ab und setzen ein Lesevermögen voraus. Da lag die Idee nahe, einfach eine eigene App zu entwickeln. Eine App hat den Vorteil, dass man sie überall mit hinnehmen kann. Die Integration des Hörtrainings in den Alltag wird dadurch vereinfacht und Fortschritte können schneller erzielt werden. Dies erhöht im besten Fall wiederum die Motivation, weiter am eigenen Hören und Verstehen zu arbeiten.
Schnell wurden zwei mögliche Anbieter gefunden, die sich mit App-Entwicklung professionell befassen. Ebenso schnell wurde aber auch klar, dass eine Umsetzung unserer Vorstellungen Kosten in Höhe von einem mittleren fünfstelligen Betrag verursachen würden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir nicht das Ziel haben, mit der App Geld zu verdienen, war dieser Betrag für unsere gemeinnützige Einrichtung mehr als utopisch. Dies war auch Sebastian Mielau klar, die Enttäuschung aber verständlicherweise dennoch hoch.
Aber manchmal braucht es einfach ein paar Kontakte und Zufälle …
Eine Mutter eines von uns betreuten CI-versorgten Kindes arbeitete zu der Zeit aus beruflichen Gründen mit einem App-Entwickler zusammen, der sich mit dem Thema (schulisches) Lernen befasst und gab dort unsere Kontaktdaten an, weil sie sich eine Zusammenarbeit sehr spannend vorstellte. Das tat der App-Entwickler auch umgehend und so rief Herr Rothe von der Firma Büffelheld spontan bei uns an. Kurz stellte er uns seine App Büffelgame vor:
Das Büffelgame ist eine Kombination aus Smartphone-App und analogen Spielchips und ermöglicht ein Lernen mit mehreren Sinnen. Durch den Aufbau des Spiels werden die Motivation und der Spaß am Lernen gesteigert und das Wissen wird langfristig und effektiv abgespeichert. Darüber hinaus steigert das Büffelgame die Konzentrationsfähigkeit, Augen-Hand-Koordination, Feinmotorik, Kommunikationsfähigkeit sowie das Lese- und Hörverstehen. Die App beinhaltet sinneswahrnehmende Spiele für Kinder ab 3 Jahren. Schulkinder können die App, die eine Sprachausgabe in Deutsch und allen gängigen Fremdsprachen beinhaltet, zum Vokabellernen, in Mathematik, Deutsch und allen anderen Schulfächern verwenden. Neben vorgefertigten Lerninhalten können zudem unbegrenzt eigene Lerninhalte in die App integriert werden.
Uns gefiel die Idee einer App in Verbindung mit Spielchips spontan sehr gut! Die Entwickler von Büffelheld waren direkt sehr offen für unsere Pläne und zeigten eine enorm hohe Flexibilität und Motivation, dieses Projekt mit uns zusammen umzusetzen. Sebastian Mielau war natürlich Feuer und Flamme und machte sich umgehend an die Ton-, Bild- sowie Videoaufnahmen. Zusätzlich zu den Fotos sollte es nämlich noch kleine GIFs geben. Da war das gesamte CIC Rhein-Main Team gefragt und alle in heller Aufregung: Welche Geräusche fallen euch ein? Wer stellt sich für die Aufnahmen zur Verfügung? Wann können wir das am besten umsetzen (denn inzwischen war der Lockdown zum Glück vorüber und alle Mitarbeiter:innen wieder am Arbeitsplatz)? Das Tolle war, dass das Ganze eine Teamarbeit wurde, in der sich jeder nach seinen Möglichkeiten eingebracht hat und uns mal wieder ein Stückchen näher zusammenrücken lies (selbstverständlich unter Einhaltung der aktuellen Coronaregeln…).
So kam es, dass man bereits ein paar Wochen später innerhalb der bereits bestehenden Lernprogramme einen speziellen Bereich des CIC finden konnte, in dem man mithilfe der Spielchips das Hören von Geräuschen spielerisch trainieren kann. Zu Beginn sind 7 Kategorien implementiert: Mensch, Reisen, Freizeit, Musikinstrumente, Tiere, Büro und Haus, welche als Geräusch / Bild, Geräusch / GIF oder Geräusch / Geräusch gespielt werden können.
In den folgenden Entwicklungsschritten sollen aber noch viele weitere Funktionen wie ein Fortgeschrittenen-Modus oder auch sprachrelevante Themen (Phonem-Erkennung, Verwechslungspaare etc.) integriert werden. Tatsächlich ist das Programm inzwischen für jeden erhältlich: Im ersten Schritt benötigt man ein Starter-Set mit den Büffelchips. Diese können unter www.bueffelheld.de/bueffelgame bestellt werden. Im nächsten Schritt muss man die App Büffelgame im App Store oder Google Play Store herunterladen. Spielvoraussetzung ist ein NFC-fähiges Handy oder Tablet, das mit einem IOS- oder Android-Betriebssystem ausgestattet ist, damit die Chips auch erkannt werden können. Bei Interesse kann man gerne mal auf dem YouTube Kanal des CIC Rhein-Main reinschauen: In einer Folge stellen wir das Spiel vor (CIC-VLOG Folge 81: Das CIC Hörspiel).
Die ersten Rückmeldungen der kleinen und großen CI-Träger:innen hier vor Ort sind durchweg positiv. Viele der konstruktiven Anregungen konnten wir bereits erfolgreich mit Büffelheld umsetzen. Tatsächlich würden wir uns über weitere Anregungen sehr freuen, da die Umsetzung mit Büffelheld in der Regel schnell und unkompliziert funktioniert. Das junge Team ist super motiviert und an einer Weiterentwicklung sehr interessiert.
Wir sind sehr glücklich und auch stolz, dieses Projekt so erfolgreich angegangen zu sein und gratulieren Sebastian Mielau an dieser Stelle nochmal ganz herzlich!
Quelle: Hör- und Sprachförderung Rhein-Main gGmbH, Cochlear Implant Centrum
Die Hör- und Sprachförderung Rhein-Main gGmbH ist ein Therapiezentrum für Kinder (stationär) und Erwachsene (ambulant) nach Cochlea Implantation

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