joomplu:3016Unter dem Titel: „Im Fokus: Patientenorientierung in Nordrhein-Westfalen – Kompetenzen entwickeln, Zusammenarbeit stärken“, fand im Jahrhunderthaus in Bochum die dritte Tagung der Patientenvertretung in Nordrhein-Westfalen statt.
Der CIV NRW e.V., vertreten durch die Vorstandsmitglieder Marion und Peter Hölterhoff, hat an der Fachtagung der Patientenbeteiligung NRW am 03.12.18 in Bochum teilgenommen. Die Fachtagung wurde durch Workshops ergänzt.
Die Patientenbeteiligung NRW ist in Zeiten, in denen Pharmakonzerne die UPB kontrollieren, ein wichtiger und unabhängiger Interessenvertreter der Patienten.

Bild: Manuela Anacker, Claudia Middendorf, Sigrid Averesch- Tietz, Ansgar von der Osten, Dr. Michael Spörke, Foto: Marion Hölterhoff


Die Koordinierungs- und Vernetzungsstelle der Patientenbeteiligung in NRW ist eine landesweite Anlaufstelle für Patientenvertreterinnen und -vertreter und für diejenigen, die es werden wollen.
Die Projektsteuerung erfolgt durch das PatientInnen-Netzwerk NRW (PNW) und den Koordinierungsausschuss der Patientenorganisationen nach §140f SGB V (KooA). Beide Zusammenschlüsse engagieren sich mit ihren beteiligten Organisationen in den Bereichen Selbsthilfe, Patientenunterstützung, Patientenbeteiligung und Patientenpolitik und setzen sich schon seit vielen Jahren für eine bessere Kommunikation, Kooperation und Vernetzung der beteiligten Personen und Institutionen in NRW ein. Dabei unterstützen sie die Anliegen und die Arbeit derer, die sich in der Patientenvertretung engagieren.
Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS).
Mit dieser dritten Tagung sollten die aktuellen Entwicklungen zur Patientenorientierung in Nordrhein-Westfalen in den Blick genommen und die Zukunftsaussichten betrachtet werden. Die Moderation übernahm Gregor Bornes, vom gesundheitsladen köln e.V., der eine kurze Einführung gab und dann die Podiumsdiskussion, „Warum Patientenorientierung im Gesundheitswesen wichtig ist“, leitete. Gleich zu Beginn konnte er eine freudige Nachricht verkünden. Das Projekt wurde um drei Jahre verlängert und auf anderthalb Stellen aufgestockt.
Seine Fragen beantworteten:
Claudia Middendorf (Landesbehinderten- und -patientenbeauftragte in NRW),
Sigrid Averesch- Tietz (Verband der Ersatzkassen NRW),
Ansgar von der Osten (Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe),
Manuela Anacker (VdK NRW),
Dr. Michael Spörke (SoVD NRW).
Leider stellte sich heraus, dass im Saal keine Hilfsmittel für Hörgeschädigte zur Verfügung standen, obwohl Marion Hölterhoff in der Anmeldung darauf hingewiesen hatte. Der CIV NRW e.V. und ein weiterer Betroffener brachten diesen Punkt zur Sprache. Der Veranstalter zeigte sich peinlich berührt, da dieser Hinweis, dass eine entsprechende Anlage benötigt wird, anscheinend untergegangen war. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse von Hörgeschädigten im Bewusstsein der Allgemeinheit zu verankern. Andererseits sollten alle Veranstaltungen von vornherein auch für Sinnesgeschädigte barrierefrei durchgeführt werden.
Die Diskussionsrunde offenbarte weitere Mängel im Gesundheitssystem, die als Arbeitsgrundlage für Verbesserungslösungen für die Patientenbeteiligung NRW dienen könnten.
Einige verbesserungswürdige Stichpunkte der Diskussion:
Kommunikation auf Augenhöhe, Ärzteausbildung, Barrierefreiheit, Entlass-Management, seltene Krankheiten.
Angesprochen wurde:
Gesundheitskompetenz stärken (z.B. Prävention in den Schulen),
Patientensicherheit durch flächendeckendes Ärzteangebot,
Patienten unterstützen, beraten.
Patientenziele sollten sein: z.B. ein Motto bündeln: „nicht ohne uns“,
Entlass- Management verbessern,

In den für den Nachmittag vorgesehenen Workshops wurden viele Diskussionspunkte von den Teilnehmern der Fachtagung aufgegriffen.
Es wurden 4 Workshops gebildet:
Patienteninformation (Impuls: Klaus Koch)
Patientenkompetenz (Impuls: Sebastian Schmidt-Kaehler)
Patientensicherheit (Impuls: Ilona Köster-Steinebach)
Patientenbeteiligung (Impuls: Ursula Faubel)
Marion Hölterhoff nahm am Workshop Patientenbeteiligung teil. Hier wurde ausführlich auf die Strukturen der Patientenbeteiligung eingegangen und dargestellt, wo sowohl auf Bundesebene, als auch auf Landesebene bis hinunter in den regionalen Bereich Patienten einbezogen werden. Deutlich wurde allerdings auch, dass das Ganze System zum jetzigen Zeitpunkt mehr Makulatur ist und noch viel getan werden muss, bis Patienten auf Augenhöhe ihre Bedürfnisse in den unterschiedlichen Gremien einbringen können.
Das war dann auch der zweite Schwerpunkt dieses Arbeitskreises. Unabdingbar ist eine gute Schulung der Patientenvertreter, damit sie überhaupt mitreden können. Diese Schulungen müssen konkret, praxis- und ausschussspezifisch sein. Es bedarf einer Vernetzung und eines Expertenpools. Die Rahmenbedingungen müssen aber auch stimmen. Das beginnt schon mit der frühzeitigen Bereitstellung der vorbereitenden Unterlagen. Auch die Vernetzung auf kommunaler Ebene ist wichtig und könnte die Sprecher der SHGn einbeziehen. Fazit des Workshops war, dass es gut ist, dass es die Patientenbeteiligung seit 2004 gibt, dass aber noch viel geschehen muss, damit die Patienten auch wirklich ihre Belange in den Gremien vertreten können und gehört werden.

Peter Hölterhoff beteiligte sich am Workshop Patienteninformation, der sich wiederum in 3 Teilbereiche gliederte, darunter auch in den Punkt: Patienten-Informationen über Web-Portale und neue Medien bereitstellen. Dieser Punkt bot sich natürlich für Peter Hölterhoff, der im CIV NRW e.V. die Homepages des CIV NRW, die Auftritte des Verbandes in den neuen Medien und den PR- Bereich betreut, an.
Im Workshop „Patienteninformation“ wurden die Grundlagen für ein nationales Internetportal unter die Lupe genommen. Zusammengefasst auf drei Punkte ergab sich:
1. Das Portal sollte verständliche Daten liefern (keine Fachsprache)
2. diese müssen auffindbar sein (Wegweiser, Suchfunktion)
3. und die Informationen müssen aktuell sein.
In der Gruppe Information in der Arztpraxis wurden die Punkte:
1. Keinen Flyer (allein) verwenden, sondern einen Patientenbrief (Textbausteine)
2. Infos müssen für den Patienten verständlich sein
3. die Infos müssen barrierefrei gestaltet sein
favorisiert.
Die Vorschläge sind nur über eine bessere Kommunikation möglich und diese wiederum bedarf einer entsprechenden Ausbildung (Ärzte, Personal aber auch der Patientenvertreter etc.) und die Schaffung von entsprechenden Räumen innerhalb der Ausbildung.
Das Fazit dieses arbeitsreichen Tages:
Viele eingebrachte Anmerkungen und Informationen müssen nun von der Patientenbeteiligung aufbereitet werden.
Die Patientenkompetenz muss erhöht werden, die Patientensicherheit muss verbessert werden, die Patientenbeteiligung ist immer noch mangelhaft und Patienteninformation ist auch nicht das „Gelbe vom Ei“
Lösungsansätze sind durchaus vorhanden und die Verdreifachung der Projektstellen macht Hoffnung, dass sich etwas bewegen kann.
Claudia Middendorf nimmt einiges mit, in das Reich der Politik.

Text: Peter Hölterhoff / Ergänzung und Fotos: Marion Hölterhoff

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